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Ironman

Ironman published on 9 Kommentare zu Ironman

Hamburg, Jungfernstieg, 2. Juni 2024, 06:14 Uhr.
Zusammen mit meinem Coach Olli und ca. 2500 anderen Menschen in Neoprenanzug, Badekappe und Schwimmbrille. Die Alster hat knapp 19°C, es ist leicht bewölkt und es scheint weder ein heißer noch ein kalter Tag zu werden. Ideale Bedingungen. Vor uns allen hier liegen 3.8 Km Schwimmen, anschließend 180 Km Radfahren und am Ende ein Marathon. In diesem Moment kommt mir dieses Vorhaben reichlich bekloppt vor. Wie bin ich hier nur hineingeraten?

Was mache ich eigentlich hier? Mein Magen grummelt. 06:15 Uhr, es fällt der erste Startschuss. Die Profifrauen starten auf der Triathlonlangdistanz zu Ihrer Europameisterschaft.

Was soll mir schon passieren? Ich habe mich gut vorbereitet. Ja, das Training lief nicht immer rund und wie geplant, aber im großen und ganzen ist es schon gut gelaufen. Ich weiß dass ich einen Marathon laufen kann, und dass ich 4 Km im Freiwasser am Stück schwimmen kann. Beides habe ich im vergangenen Jahr gemacht.

Ein Moderator heizt uns an. Wir klatschen. Es gibt motivierende Musik, reichlich Galgenhumor, Zuschauer um uns herum klatschen. Das alles rauscht irgendwie an mir vorbei. Übelkeit steigt auf. Um 06:20 Uhr der zweite Startschuss für die Paratriathleten.

Trotz all der Menschen um mich herum fühle ich mich allein.
06:30 Uhr, es geht los! Nach und nach kommt Bewegung in die Gruppe um mich herum und es geht Richtung Schwimmstart. Gegen 07:00 Uhr bewege ich mich die Rampe vom Jungfernstieg in die Alster herunter. Und dann das ….. ich bekomme Panik, atme sehr heftig, kann meinen Kopf nur über Wasser halten. Verdammt! Ich dachte so langsam habe ich das im Griff mit dem Freiwasser. Ein DLRG Mann auf einem Schwimmboard ist schnell bei mir und fragt ob ich heraus will, ich habe ja offensichtlich Probleme. Ich erkläre ihm, dass das ganz normal ist und ich nur ein paar Minuten brauche. Er versteht das, bleibt bei mir und irgendwann kann ich richtig Iosschwimmen, komme nach und nach immer besser in einen vernünftigen Schwimmrhythmus. Gottseidank.
Dann kommt relativ schnell die Lombardsbrücke, unter ihr durch geht es in die Außenalster. Weil die Bojen sehr weit auseinander stehen fällt es mit irgendwie schwer trotz der einfachen Schwimmstrecke die Orientierung zu behalten. Zweimal müssen mir die Rettungsschwimmer helfen, weil ich irgendwie auf falschem Kurs bin. Zwischen den Bojen ist das Schwimmen sehr angenehm, an den Bojen selbst stoße ich immer mit vielen anderen zusammen. Irgendwie sammeln sich an den Bojen alle Schwimmer immer wie Insekten am Abend an einer Lichtquelle. Bis zur Wendeboje läuft es relativ gut. Der Rückweg zur Lombardsbrücke erscheint mir unglaublich lang. Als die Brücke erreicht ist und es zurück in die Binnenaltster geht, merke ich, dass ich schon relativ erschöpft vom Schwimmen bin. Aber ab hier ist das Ziel im Blick und der Weg zum Ausstieg läuft wie geschmiert. Ich weiß, dass ich es sicher auf die Radstrecke schaffen werde und das schafft neue Motivation, der holprige Schwimmstart ist vergessen.

Am Ausstieg steht zwischen hunderten von Menschen mein Fanclub. Alles rauscht an mir vorbei. Trotz rufen und winken nehme ich sie nicht wahr. Auf in die Wechselzone.
Ganz ruhig und entspannt trockne ich mich kurz ab und ziehe, Radschuhe, Ärmlinge und Windweste an. Helm auf, Beutel wieder hinhängen und lostraben zum Rad. Ich fühle mich gut und motiviert, auch wenn ich mit 180 Km auf dem Rad vor mir die Hosen mächtig voll habe.

Die Radstrecke führt in einer kleinen Schleife zunächst über St. Pauli bis etwa Altona und geht entlang an den Landungsbrücken, Freihafen und Elfi zurück, und geht dann weiter neben einem Deich die Elbe entlang. Die Strecke über St. Pauli und an den Landungsbrücken zurück ist fordernd. Ich verstehe, dass Hamburg als Ausrichter zeigen möchte was es zu bieten hat. Aber das hat seinen Preis: Schlaglöcher, Kopfsteinpflaster, Bahnübergänge, enge Kurven.
Die Strecke am Deich entlang ist spitze. Super Straßenverhältnisse und schnurstracks gradeaus. Ein Eldorado fürs TT-Bike. Aber: Sehr viel Wind. Schon in der ersten Runde merke ich wie sehr mich der mürbe macht.
Im vergangenen Jahr ging es auch auf dieser Strecke zurück Richtung Innenstadt. Im Begegnungsverkehr kam es aber zu einem Unfall, bei dem ein Medienmotorrad im Begegnungsverkehr einen Radfahrer frontal erwischt hat. Folge: Ein Toter, zwei Schwerverletzte. Aus diesem Grund wird die Strecke in diesem Jahr anders zurückgeführt. Und dieser Teil der Strecke ist hart. Abwechselnd freie Fläche mit viel Wind und Wohngebiete mit sehr schlechten Straßenverhältnissen. Gegen Ender der ersten 90-km-Runde schmerzen Handgelenke und Schultern stark infolge der ganzen Schlaglöcher, die ich nicht immer rechtzeitig gesehen habe. Das mag auch der Preis dafür sein, dass ich die Masse auf einer Indoorrolle trainiert habe.
Sei’s drum. Nach den ersten 90 km bin ich echt durch. Der Gedanke daran die gleiche Runde noch einmal fahren zu müssen ist eine echte erste mentale Herausforderung. Ich erinnere mich daran wie gerne ich auf die Laufstrecke will und das hilft.
Auf der zweiten Runde sind nur noch wenig Radfahrer auf der Strecke. Das macht das ganze entspannter, aber dadurch weiß ich auch, viele sind schon fertig mit der Radrunde und ich muss aufpassen nicht die CutOffZeit zu reißen. In der ersten Runde wurde ich bereits von den Profifrauen überrundet. Es fällt mir immer schwerer in die Pedale zu treten. An einer Verpflegungsstation halte ich sogar an und steige kurz vom Rad um meinen Körper einmal durchzustrecken. Es nützt ja nix. Auch wenn meine Durchschnittsgeschwindigkeit rapide runter geht, ich überhole doch den ein oder anderen. Ein Blick in deren Gesichter verrät: Denen geht es auch nicht besser als mir.

Ziemlich erschöpft erreiche ich nach 180 Km zum zweiten mal die Wechselzone. Als einer der letzten hänge ich mein Rad an die Stange. Mein Fanclub steht auf Höhe meiner Wechselbeutel und feuert mich an. Mein Kommentar „Erklärt mal wie ich jetzt noch einen Marathon schaffen soll!“ schieben sie mit einem gekonnten „ach, das machst Du jetzt locker noch!“ beiseite. Im Wechselzelt, stelle ich fest, dass ich den falschen Wechselbeutel genommen habe. Also nochmal zurück den richtigen Wechselbeutel holen. Neben mir auf der Bank sitz einer, der auch noch nicht ganz so recht weiß wie er die Laufstrecke überleben soll. Ich ziehe mich wie geplant komplett um und lasse mir bewusst Zeit dabei. Jetzt in Hektik verfallen tut keine Not.

Mit einem „Du schaffst das!“ vom Fanclub starte ich auf die Laufstrecke. Und ich weiß: Das wird jetzt kein Spaziergang …

Die Laufstrecke geht insgesamt vielmal die komplette Alster hinauf und wieder runter. Der gesamt Weg ist gesäumt von gut gelaunten feiernden Menschen. Grandiose Stimmung überall. Obwohl sie kaum einen der Athleten kennen feuern sie jeden an. Man kann das kaum beschreiben, aber es ist ein unglaublich tolles Gefühl und so etwas trägt Dich über die Strecke.
Die erste Runde kann ich noch relativ locker durchtraben, gegen Ende der ersten 10 Km werden meine Beine richtig schwer, der Rücken und die Knie schmerzen. Es nützt nichts, ich muss gehen. An der nächsten Verpflegungsstation klopfen Sie mir auf die Schulter „Mega, Du schaffst Das!“.
Allerdings habe ich grad starke Zweifel, ob das noch zu schaffen ist. Jeder Versuch wieder ins Laufen zu kommen scheitert. Die Beine wollen einfach nicht mehr. Es ist zum Verzweifeln. Der Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich den Rest verdammt schnell „gehen“ muss um es noch vor Zielschluss zu schaffen.
Als ich meinen Fanclub an der Laufstrecke treffe, klage ich mein Leid, dass das so wohl nicht zu schaffen ist. Sie zücken den Taschenrechner und rufen: „Wir haben das durchgerechnet! Das passt! Stramm weitergehen! Einfach so weitergehen! DAS PASST!“ und ich gehe stramm los. Im Grunde wie ein Leistungsmarsch bei der Bundeswehr. Das kenne ich ja …
Und so trotte ich vor mir hin. Am Rande werde ich angefeuert und mein T-Shirt mit dem aufgedruckten Bügeleisensymbol vorn und dem #BügelKai hinten wird überall gefeiert. An den Verpflegungsstationen päppeln sie mich immer wieder auf. Um mich herum sind immer mehr Athleten mehr gehend als laufend unterwegs. Wenn man in deren Gesichter schaut will man wirklich nicht wissen wie man selbst ausschaut. Jedes mal wenn ich an meinem Fanclub vorbeikomme rufen Sie „Weiter so! Das kommt genau hin! Die Zeit passt!“

Ich habe immer mehr Zweifel ob das wirklich passt. Aber ich „marschiere“ weiter.
Die letzte Runde entlang der Alster ist sehr einsam. Die Verpflegungsstationen packen schon etwas zusammen. Trotzdem bekomme ich noch alles was ich brauche. Es ist bereits dunkel. Nur noch einzelne Leute stehen am Rand und klatschen. Sie rufen Dinge wie „ich hätte das niemals geschafft, Du bist große Klasse“ oder „Saustarke Leistung!“ oder „Respekt! Du ziehst das durch!“.
Es motiviert. Aber tief in mir drin bin ich schon etwas enttäuscht, dass ich mich auf diese Art und Weise ins Ziel schleppen muss. Aber es geht nicht anders und jetzt aufgeben ist auch keine Option.

Am Gänsemarkt angekommen wird mir klar: Ich komme ins Ziel! An der „Lap-Control“ werde ich hart gefeiert. Ich rufe den Helfen zu „Na? welche letzte Farbe habt ihr noch für mich?“ und sie rufen „ROT!“ und ich „DAS NEHME ICH!“ und alle lachen, ich bekomme ein rotes Armband, als Bestätigung für das absolvieren der letzten Runde und ich trabe Richtung Rathausmarkt …

Am Rathausmarkt ist Partystimmung. Als ich den roten Teppich sehe sind alle Schmerzen weg. Was nun kommt lässt sich mit keinem Wort beschreiben. Musik. Jubelnde Menschen. Ich trete an die First-Timer-Glocke und läute diese. Ein Mann am Mikro ruft „da kommt Kai, hopp! hopp! die letzten Meter, Kai! YOU ARE AN IRONMAN!“ und dann kommt die Ziellinie. Ich habe es geschafft! Und ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll. Die Frau, die mir meine Finishermedaille umhängt kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich bin etwas verdutzt, dass sie Englisch mit mir spricht. Sie klopft mir auf die Schulter, ich bekomme eine Wärmedecke. Ich habe es nur wenige Minuten vor der CuttOffZeit ins Ziel geschafft. Der Fanclub hat recht behalten: Das Tempo hat vollkommen ausgereicht. 🙂

Das Fazit mit etwas Abstand danach:

  1. Ich habe es geschafft! Ich bin ein Ironman! Mit 15h 27min 01s noch vor dem Besenwagen und offiziell auf dem allerletzten Platz. Dazu muss man aber auch sagen, dass es gute 200 von den rund 2500 Startern nicht ins Ziel geschafft haben.
  2. Dass ich überhaupt beim Laufen nicht aufgegeben habe, habe ich meinem Fanclub vor Ort zu verdanken, die mir immer wieder beteuert haben, dass das mit der Zeit hinkommt. Das war am Ende das Zünglein an der Waage der Motivation.
  3. Die Dame, die mir im Ziel meine Medaille umgehängt hat war übrigens keine geringere als Maja Stage Nielsen, die an diesem Tag Vizeeuropameisterin geworden ist. Das ist wirklich eine sehr große Geste, die ich leider erst am Tag danach wirklich geblickt habe. Danke Maja für diese große Wertschätzung gegenüber den Agegroupern. Diese Tradition, dass die ersten den letzten die Medaillen umhängen ist etwas sehr besonderes, das diesen Trieathlonsport ausmacht.
  4. Auch wenn der Marathon am Ende ein „elender Gang“ war, das Schwimmen und das Radfahren waren tatsächlich in der geplanten Zeit. Von daher kein Grund zur Enttäuschung. Und ich war bei weitem nicht der einzige, der am Ende nicht mehr laufen konnte. Ankommen war das Ziel. Dieses Ziel habe ich erreicht.
  5. Ich habe viel mit meinem neuen TT-Bike gehadert im Training. Auf der Wettkampfstrecke sind wir doch noch Freunde geworden. Das Trinksystem hat sich als großartig herausgestellt und auf der Rennstrecke entlang der Elbe hat es wirklich sehr viel Spaß gemacht.
  6. An die Helfer an der Strecke: IHE SEID EINFACH NUR GROßARTIG! Ohne Euch wäre das alles gar nicht möglich. An den Verpflegungsstationen fehlte es an nichts, Ihr habt sehr zur Motivation beigetragen. Und insbesondere dem Rettungsschwimmer in der Alster danke ich sehr, dass er mich kurz nach dem Start beruhigen konnte und einfach zwei Minuten für mich da war. Danke!
  7. Hamburg. Ich habe bewusst Hamburg für die erste Langdistanz gewählt. Und das war gut. Ich kannte schon Teile der Strecke von den olympischen Distanzen. Das hat sich bewährt. Das Wetter war nahezu ideal. Kein Regen, keine brütende Sonne, nur auf der Radstrecke reichlich Wind. Hamburg war definitiv eine gute Wahl.
  8. Du brauchst Menschen um Dich herum, die ein Projekt wie eine Langdistanz möglich machen. Allen voran eine Partnerin, die diesen ganzen Zirkus mitmacht. Wenn man sich eh nur am Wochenende sehen kann und diese Zeit auch noch dem Sport zum Opfer fällt, dann fordert das einer Beziehung schon sehr viel ab. Ich bin wirklich glücklich, dass ich eine Partnerin an meiner Seite habe, die mich so unglaublich unterstützt hat, um diesen großen Traum wahr werden zu lassen.
    Dann hatte ich zusätzlich noch einen Coach, der mir die gesamte Trainingsplanung abgenommen hat und der an mich geglaubt hat. Die Umstände mit beruflichem Pendeln und viele andere Herausforderungen hat er angenommen und absolut das Maximum aus der verfügbaren Trainingszeit herausgeholt. Danke Olli Buck.
    Und dann noch die Fans vor Ort: Das war das Maximum an Unterstützung, was ich haben konnte. Danke Euch allen. Ihr habt einen großen Anteil am Erfolg!

#goal2023

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Jetzt wo das Jahr schon eine Woche alt ist, wird es mal Zeit über die sportlichen Ziele für das Jahr zu schreiben.

Als ich beim Zieleinlauf bei der Mitteldistanz in Elsinor sehr abgekämpft über die Ziellinie geeiert bin, war mein erster Gedanke „ich bin zu alt für so einen Scheiss“. Einen Tag später sah es aber schon wieder ganz anders aus. Denn wenn ein Satz stimmt, dann dieser: „Der Schmerz geht, der Stolz bleibt!“. Wenn man sein Ziel erreicht hat, stellt sich schon die Frage was noch möglich ist. Vor wenigen Jahren war es für mich völlig utopisch eine Triathlon Mitteldistanz zu absolvieren. Heute weiß ich, dass mit strukturiertem Training mehr möglich ist als man denkt. Der Schritt zur Langdistanz ist sicher riesengroß, aber unmöglich scheint er mir nicht mehr. Warum auch sollte man das nicht wenigstens versuchen? Das Leben braucht eine Herausforderung. Und ich möchte es einfach auch wissen, ob ich das schaffe. Es ist eine Mischung aus Faszination, Neugier und jetzt erst recht. Mir geht es auch um keine Bestplatzierung in der Altersklasse, sondern um Ankommen.

Nach etwas Grübeln und Anfreunden mit dem Gedanken ist dann für dieses Jahr ein Plan als Zwischenschritt von Mittel- auf Langdistanz entstanden.
Ich werde alle Einzeldistanzen eines Ironman als Einzelwettbewerb machen. Also ein Langstreckenschwimmen, einen Marathon, einen Radmarathon (bzw. ein Jedermannrennen oder eine RTF mit mindestens 150 Km). Der Schwerpunkt soll der Marathon sein, weil ich hier den allergrößten Respekt vor habe. Wenn diese drei Einzelwettbewerbe grundsätzlich funktionieren, dann habe ich mir für 2024 vorgenommen bei einem Ironman oder einer anderen Langdistanz an die Startlinie zu gehen. Mein Favorit wäre der Ironman Hamburg, aber das wird entschieden wenn es soweit ist.

Somit steht die Wettkampfplanung für 2023 und das #Goal2023 weitestgehend fest:

Der Plan ist auch in diesem Jahr wieder etwas mehr über Training und Wettkämpfe hier zu dokumentieren. Mal sehen ob das klappt 😉

Sportlicher Jahresrückblick 2022, Teil 1

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Turbulentes Jahr

In diesem Jahr gabs hier nix zu lesen. Ich hatte mir vorgenommen meine zahlreichen sportlichen Highlights hier sauber zu dokumentieren. Aber wie das Leben so spielt, gibt es neben dem Sport auch viel Job und viel private Nebenschauplätze, die alle irgendwo ihre Zeit benötigen. Da war einfach keine Zeit für Schreiben im Blog.

Ich will jetzt zum Jahresende mal versuchen das Sportliche rückblickend zusammenzufassen. Zeit habe ich jetzt dafür, denn zum grade eben erst verkündeten Ende der Corona-Pandemie hat es mich mit dem Scheiss dann doch noch erwischt. Und wo ich schonmal das Haus hüten muss, kann ich hier auch den Blog mal wieder reaktivieren.

Ironman 70.3 Elsinor am 26.06.2022

Mein größtes Highlight 2022 war mein zweiter Mitteldistanztriathlon in Elisor in Dänemark. Nach der Wasserschlacht in Duisburg vergangenes Jahr wollte ich den ganzen Zirkus noch einmal unter „normalen Bedingungen“ erleben. Schnell musste ich aber lernen, dass irgendwie kein Triathlon normal ist. Irgendwas ist ja immer.

Alleine macht sowas eigentlich auch keinen Spaß und es sollte auch außerhalb von Deutschland sein. Und so entstand mit Olli die Idee am Ironman 70.3 in Elsinor teilzunehmen. Olli war hier ein Jahr zuvor gestartet, und war sehr begeistert von der Gegend und der Stimmung vor Ort. Außerdem ist der logistische Aufwand, Reisekosten usw. mit zwei Leuten deutlich besser zu stämmen als alleine auf sich selbst gestellt. Und so machten wir uns Ende Juni auf in Richtung Norden, zu dem Ort an dem auch Shakespeares Hamlet spielt.

Elsinore ist ein wunderschönes dänisches Städtchen an der Ostsee. Eine wunderschöne Altstadt und das erhabene Schloss (oder Burg?) Kronborg. Überhaupt ist in Dänemark alles ein großes Stück entspannter, vor allem die Menschen. Auch von Corona war hier rein gar nichts mehr zu spüren. Unsere Unterkunft hatte Olli organisiert, welche besser hätte nicht sein können: großes Zimmer, sauber, sehr gutes Frühstück, nicht all zu weit weg vom Geschehen. Donnerstag bis Samstag verbrachten wir dann mit Hinfahrt, Registrierung, Merchandisingeinkauf und auch für einen kleinen Ausflug nach Schweden war noch Zeit. Ein paar Tage vorher anreisen ist allein deswegen gut, weil man Zeit zum Ankommen hat. Im Nachhinein muss ich sagen war das eine sehr gute Idee etwas früher anzureisen.
Der Samstag war dann geprägt vom Einchecken und Erkunden der Wettkampfstrecke. Am Abend waren wir dann noch am Hafen, um den Schwimmstart zu erkunden. Das hätte ich allerdings lieber mal gelassen. Am Hafenbecken, in dem die Schwimmstrecke lag, war große Aufregung und viele Leute machten Fotos. Wir gingen also hin, um zu schauen was da los ist: Das ganze Hafenbecken voll mit Quallen! Großen Quallen! Ekelfaktor 1000! Für mich war in dem Moment sofort klar: Da steige ich nicht ins Wasser!
Am Abend postete Ironman auf seinen sozialen Kanälen, dass alles unbedenklich sei. Es wären keine Feuerquallen, also unterm Strich alles nur ein großes Abenteuer. Das alles tröstete mich wenig. Die Nacht habe ich kein Auge zu gemacht.

Am nächsten Morgen bin ich mit sehr gemischten Gefühlen zum Startbereich gefahren. Olli war es nicht gelungen mich positiv auf die Quallenlage einzustimmen;-)
Zu unserer positiven Überraschung war jedoch keine einzige Qualle mehr zu sehen im Hafenbecken. Weiß der Teufel warum, aber schlussendlich gut, denn so hatte ich keine Ausrede mehr. Ich kann gar nicht mehr beschreiben wie erleichtert ich in diesem Moment war. Also, nochmal Fahrrad aufpumpen, Verpflegung anbringen und fürs Schwimmen vorbereiten. Weil wir beide gemeinsam starten wollten hatten wir uns auf eine Startgruppe verständigt, die für Olli zu langsam war und für mich zu schnell. Ich fand das bis zu dem Zeitpunkt eine gute Idee, bis mich etwa nach zwei Drittel der Strecke die komplette nachfolgende Startgruppe im Hafenbecken mehr oder weniger komplett „überrollt“ hat. Sei es drum, das Schwimmen entpuppte sich als totale Vollkatastrophe. Mal wieder. Die schlechte Nacht wegen der Gedanken an die Quallen, das erste Freiwasser Schwimmen im Salzwasser (was ich vorher irgendwie so gar nicht berücksichtigt hatte), alles eine schlechte Ausgangslage, und insgesamt bin ich dann doch schon sehr abgekämpft aus dem Wasser gestiegen. Ich bin aus dem Wasser raus und war sehr enttäuscht über den schlechten Start und habe dann in der Wechselzone sehr lange gebraucht um wieder irgendwie klar zu kommen.

Auf dem Fahrrad lief es dann recht gut an. Das Wetter war super, die Strecke wunderschön. Zunächst ging es Kilometerlang am Meer entlang, zum Glück ohne Wind. Die Strecke sehr flach und es schien zunächst so, dass das Radtraining seine Wirkung entfalten konnte. Dann ging’s hinein ins Hinterland, durch Wälder und Kornfelder. Die Strecke leicht wellig, in jedem der kleinen Dörfer, die man passierte, war riesige Partystimmung und Menschen, die die Athleten anfeuerten. Nach etwa 35 Km ging’s bei mir mit der Leistung konsequent bergab. Auch wenn ich viel und gut auf dem Rad trainiert hatte, der Kampf im Wasser forderte nun seinen Preis ein. Trotzdem blieb die Motivation hoch, als ich wieder auf die Innenstadt in Elsinor zusteuerte. Hier ging es allerdings noch nicht zurück in die Wechselzone, nein, es musste noch eine kleine 20 km Schleife gedreht werden. Und die hatte es in sich: Zunächst ging die nämlich nur bergauf, und damit mit hatte ich kurz vor Ende der Radstrecke nicht so ganz gerechnet. Zwischen Kilometer 70 und 80 auf der Radstrecke musste ich ganz schön mit mir selbst kämpfen. Mental hatte mir das einen echten Schlag verpasst.

Als ich mir beim zweiten Wechsel die Laufschuhe schnürte hatte ich große Zweifel, ob ich dieses Rennen noch zum Ende bringen kann. Diesmal war es keine Wasserschlacht wie in Duisburg, es war einfach keine Kraft mehr in den Beinen. Obwohl das Training deutlich besser gelaufen war als im Jahr zuvor. Bereits das Schwimmen hatte mich platt gemacht. Das Radfahren blieb insgesamt unter meinen Erwartungen. Beim Laufen ging es dann nur noch um den Schweinehund im Kopf.
Aber es nützte ja nix. Und dann waren sie da, all diese Menschen in der Altstadt von Elsinor! Eine Stimmung, so unbeschreiblich! Und sowas trägt. Es ging drei Runden durch diese Altstadt und rund um das Schloss Kronborg. Ich hangelte mich von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation. In Runde drei musste ich auch wieder ein paar Meter gehen, aber nicht so wie im Jahr zuvor. Unterwegs überholte ich eine Niederländerin. Sie konnte kaum noch laufen, aber sie hatte einen Spaß in den Backen … ich unterhielt mich kurz mit ihr und dabei stellte sich heraus: Sie war 74 Jahre alt! Sie hat bis heute meine allergrößte Bewunderung. Wenn ich einen Wunsch fürs Alter habe, dann den, dass ich mit 74 in Elsinore beim IM 70.3 an den Start gehen kann.
Irgendwo unterwegs kam mir Olli auf der Laufstrecke entgegen. Auch er war am kämpfen, war aber auch schon zwei Runden weiter als ich.

Irgendwann kam die letzte Runde. Hinter dem Schloss Kronburg kam die Kurve zum Zielbereich. Und die konnte ich dann auch tatsächlich genießen. Auch das zweite mal über diesen roten Teppich ins Ziel einzulaufen fühlte sich toll an. Man kann das nicht beschreiben, man muss das einfach gemacht haben. Und auch wenn es diesmal keinesfalls einfacher war, und ich kurz nach dem Zieleinlauf gesagt habe „ich bin zu alt für so einen Scheiss, das mache ich nie wieder!“, habe ich einen Tag später auf der Rückreise mit Olli schon wieder Pläne fürs neue Jahr geschmiedet …

Unterm Strich kann ich Elsinor wirklich jedem ausnahmslos empfehlen für einen IM 70.3. Der Ort, die Kulisse, die Menschen, einfach Weltklasse! 10 von 10 Punkten!

Zieleinlauf
Im Ziel! (Foto: Sportograph)
Medaille
Belohnung im Ziel.
IM
Motiviert bis in die Haarspitzen. 😉
Kronborg
Schloss Kronburg. Der Ort, an dem es um Hamlet geht.

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