Rad am Ring, 22.-24.07.2022
Einmal im Jahr verwandelt sich der Nürburgring zur „grünen Hölle“. Dann donnern dort keine Rennwagen über den Asphalt, sondern Rennräder. Und das über 24 Stunden.
Mehr oderweniger wie die Jungfrau zum Kind, bin ich da Teil eines Vierer-Teams geworden. Ohne zu wissen was es eigentlich genau bedeutet, hatte ich damals einfach mal gesagt ich mache da mit. Erst nach meiner Zusage hatte ich gegoogelt was da eigentlich so abgeht.
Mit dem Rennrad über eine Motorsportrennstrecke bügeln, klang erst mal sehr verlockend. Und da man das abwechselnd zu viert macht, schien es nicht sooooo schlimm zu sein. Wenn dann dabei noch reichlich Höhenmeter zu überwinden sind, sieht es geringfügig anders aus.
Für die Jedermannrennen in verschiedenen Distanzen und für das 24-Stunden-Rennen werden die Grandprix-Strecke und die Nordschleife zu einer rund 26 km langen Radstrecke zusammengelegt. Und diese Strecke hat es in sich. Pro Runde sind 92 Kurven zu durchfahren und 560 Höhenmeter zu überwinden. Die meisten der Höhenmeter fährt man im Abschnitt „Hohe Acht“, dort geht es sogar mit einer Steigung bis zu 17% bergauf. Und wo es viel bergauf geht, muss man irgendwo auch wieder herunter. Auf einigen der Abfahrten erreichen die Rennradfahrer bis zu 100 km/h. Mehr Spaß geht eigentlich nicht. Ich hatte allerdings bei 60 km/h die Hosen schon so dermaßen voll, dass ich da eher vorsichtig die Bremsen gezogen habe. 😉
Für mich hieß das ganze Grenzen auszutesten. Die einen kämpfen auf jeder Runde mit den Höhenmetern, die anderen kämpfen mit dem andauernden Schlafmangel. Ich habe 24 Stunden mit beidem gekämpft. Dem Körper über eine Dauer von 24 Stunden immer wieder Leistung abzuverlangen war eine gänzlich andere Belastung, als das was ich bisher so sportlich getrieben hatte. Am Ende war es die Teamleistung, die alle bis ins Ziel getragen hat.
Rad am Ring war rundum ein tolles Gemeinschaftserlebnis. Man campt direkt an der Rennstrecke und wechselt sich rundenweise ab. Es war nicht nur die sportliche Herausforderung, sondern das gemeinschaftliche Gesamterlebnis, was diese Veranstaltung so besonders gemacht hat.
Cyclassics Hamburg, 21.08.2022
Für das dritte Highlight des Jahres war ich wieder einmal in Hamburg. Diesmal jedoch nicht zum Triathlon. Diesmal waren es die Cyclassics, eines der bekanntesten und auch beliebtesten Jedermann-Radrennen in Deutschland.
Für dieses Event war ich im Coronajahr bereits gemeldet. Nur wegen der Seuche wurde es immer wieder um ein Jahr verschoben, in diesem Jahr dann auch endlich durchgeführt. Für mich sollte das meine erste 100 km Runde werden. Spoiler vorweg: Es waren knapp unter 100 Km, was ich recht schade finde. Es hätten 101 oder 103 km sein können, aber nicht unter 100.
Den größten Respekt hatte ich vor dem Massenstart, mit hunderten Radfahrern dicht an dicht loszurasen. Eine unkonzentrierte Handlung konnte dazu führen, dass massenhaft Leute ineinanderrauschen. So wie man es bei der Tour de France schon oft gesehen hat. Letztendlich musste ich aber feststellen: Alles halb so wild. Alle fuhren umsichtig und vorsichtig los, schon nach wenigen Kilometern entzerrt sich alles und wird total entspannt.
Was ich bis dato gar nicht kannte, weil im Triathlon verboten, war das Fahren im Windschatten. Und so lief dann auch die ganze Fahrt. Man hängt sich in eine Gruppe, die ungefähr gleiches Tempo fährt. Das braucht ein paar Versuche bis man die richtige zum mithalten gefunden hat. Aber dann fahren sich 100 Km sehr entspannt. Zu meinem Erstaunen habe ich das ganze sogar mit einem 30er Schnitt geschafft, was für meine Verhältnisse zwar sehr gut ist, aber insgesamt auf einer so flachen Strecke eher langsam ist (Ja, richtig gelesen, langsam!).
Auch hier muss ich sagen, tolles Erlebnis. Vor allem die komplett abgesperrte Strecke hat ihren Reiz, da man sich um Straßenverkehr keinerlei Gedanken machen muss.
Und dann waren da noch …
… meine ersten beiden Teilnahmen in der Triathlon Landesliga und mein erster Einsatz als Triathlon Wettkampfrichter.
Der Start in der Landesliga hat seinen ganz eigenen Reiz. Hier geht natürlich auch darum möglichst schnell als Einzelkämpfer auf einer Sprint- oder Kurzdistanz ins Ziel zu kommen. Aber weil das ganze über vier Triathlons und jeweils mit einem Vierer-Team, deren Leistungen am Ende zusammenaddiert werden, gemacht wird, hat das ganze seine ganz eigenen Gesetze. Obwohl Triathlon ein Einzelsport ist, macht die Liga das zu einem Team-Ereignis, was wiederum eine ganz andere Erfahrung war als meine bisherigen Triathlons.
Der Einsatz als Wettkampfrichter beim Ironman 70.3 in Duisburg hat mir nochmal einen ganz neuen Blickwinkel auf meinen Sport gegeben. Zum einen war mir bis zur Ausbildung zum Kampfrichter gar nicht bewusst, wie umfangreich doch das Triathlon Regelwerk eigentlich ist. Man kann es kaum glauben, aber man kann beim Triathlon echt viel falsch machen …. 😉
Ich war dann in Duisburg in der Strafbox auf der Radstrecke eingesetzt. Hier landeten die Sportler, die auf der Radstrecke z.B. gegen das Windschattenfahrverbot verstoßen hatten und dann Ihre Strafzeit dort absitzen mussten. Lustig war dann, dass mit mir eine Strafe ausdiskutiert wurde, die ich nur zu überwachen hatte aber nicht verhängt hatte. Ich sags mal abschließend so: In der Strafbox lernt man Menschen kennen.