Handball EM 2016 in Polen. Wie immer bei großen Sportereignissen hoffe ich auf faire Wettkämpfe, spannende Spiele und gute Unterhaltung.
Doch DAS ist Sport schon lange nicht mehr.
Der Aufreger: Eine Regenbogenarmbinde. Getragen vom schwedischen Kapitän Tobias Karlsson. Sein Beitrag zur Bekämpfung von Homophobie. Unter dem Vorwand der Kleiderordnung (Kapitänsbinden müssen einfarbig sein oder in Landesfarben) hat die Europäische Handballföderation ihm nun das Tragen dieser Armbinde verboten.
Und schon ist es bei dieser Handball EM in Polen wie immer mit dem großen Sport. Er darf benutzt werden und Instrument sein für die Politik. Aber die Sportlerinnen und Sportler selbst dürfen kein politisches Statement abgeben.
Paradebeispiel für eine Instrumentalisierung des Sports dürften wohl die olympischen Spiele 1936 in Berlin gewesen sein. Hier waren sogar Armbinden erlaubt. Wenn auch mit einer etwas anderen Symbolik …..
1976. Afrikanische Länder boykottieren die Teilnahme an den olympischen Spielen in Montreal, weil Neuseeland gegen den Apartheid-Staat Südafrika Rugby gespeilt hat.
1980. Westliche Staaten boykottieren die olympischen Spiele in Moskau, weil der Sozialismus so unendlich böse ist …
Das sind nur einige Beispiele. Und in den wenigsten Fällen wurden die Sportler vorher gefragt. Sie mussten einfach hinnehmen was ihre Sportverbände und Politiker festgelegt haben.
Offiziell haben bei den olympischen Spielen alle Sportler sicherlich freiwillig und aus Überzeugung auf ihre Teilnahme in Montreal oder Moskau verzichtet. Es leuchtet schnell ein, dass ein Sportler, der sich Jahre auf dieses Ereignis vorbereitet und unter größten Bemühungen sich dafür qualifiziert hat, gerne auf den Wettkampf seines Lebens verzichtet.
Wer das glaubt, der glaubt auch an den Weihnachtsmann.
Wenn es den Sportfunktionären so wichtig ist, politische Zeichen zu setzen, warum dann keine Regenbogenarmbinde für einen Mannschaftskapitän bei einer Handball EM in einem (EU!) Land, in dem schwul sein strafbar ist?
Wiebitte?!? Ach …. stimmt … klar….. Ich hab ja die Gefahr von fehlenden Werbeeinnahmen ganz vergessen. Nein, natürlich, sowas darf unter keinen Umständen passieren. Das muss der engagierte Handballnationalspieler verstehen, dass DAS nicht geht.
Sport verbindet Menschen, egal welcher Herkunft oder Meinung sie sind. Die sind den Spielern auf dem Feld nämlich egal. Was ihnen aber nicht egal ist, dass ihre Gastgeber Menschen wegen ihrer sexuellen Vorlieben verfolgen, oder ihre Medien zensieren. Und dazu darf und muss man als emanzipierter EU-Bürger wohl seine Meinung öffentlich äußern.
Eines vergessen sowohl Sportfunktionäre als auch Politiker: Großartige Sportler sind auch immer großartige Vorbilder. Und das nicht nur mit ihren sportlichen Leistungen. Kinder und Jugendliche aller Nationen und Herkunft schauen zu ihren Sportidolen auf und könnten in diesen Tagen lernen, dass Diskriminierung von Menschen und Zensur der Medien einfach scheiße ist.
Ich wünsche mir, dass alle Handballer dieser EM #proudtobehandballer sind und geschlossen mit Regenbogenarmbinden auflaufen. Und wenn das polnische Staatsfernsehen die Übertragung abschaltet …. bitte. Aber das Zeichen wäre eindeutig.