Im Hotel wird ein Shuttletransfer zur Christmette im Dorf nebenan angeboten. Da ich schon in der Kirche war und zwei Damen auf dem Dorf beim Abstauben der Krippe bewundern durfte, und zudem auch noch der gleiche Chor dort singen soll, der vor dem Abendessen schon Weihnachtsgesang zum Besten gegeben hat, fahre ich einfach mal mit.
Die kleine Kirche ist rappelvoll. Eine ältere Dame versucht neben dem Altar die Kerzen anzuzünden. Nach etwa 20 abgeknickten Streichhölzern und ebenso vielen portugiesischen Schimpfwörtern gelingt ihr das dann auch.
Zunächst wird die Weihnachtsgeschichte gespielt. Eine Gruppe von Kindern, verkleidet als Maria, Josef, Hirten und Könige, und jede Menge Engel, erzählen, spielen und singen die Weihnachtsgeschichte. Und diese ist auf Madeira auch nicht anders als bei uns. Auch auf Madeira nimmt Josef seiner Maria es nicht krumm, dass sie mit einem gewissen heiligen Geist im Bett war.
Die Weihnachtsgeschichte-Kinder ernten ganz viel Applaus und Tränen in den Augen der zugehörigen Eltern. Dann betritt der Pfarrer die Bühne. Die Christmette ansich unterscheidet sich kaum von unserer in Deutschland. Gefühlt wird hier mehr gesungen. Aber da ich schon ewig nicht mehr in der Kirche war, kann ich mich auch täuschen.
Der erste Unterschied, der mir auffällt: Hier muss der Pfarrer noch selbst arbeiten. Von Messdienern wie bei uns keine Spur. Der Rest quasi wie immer.
Ach so. Eine Sache ist dann doch noch anders: Die Kollekte. Die wird nämlich am Ende eingesammelt. Da steht der Pfarrer mit einem Körbchen vorm Altar. In der einen Hand das Körbchen, in der anderen das Jesuskind, das er kurz zuvor aus der Krippe entnommen hat. Wer etwas in das Körbchen gibt, der darf zur Belohnung das Jesuskind auf den Kopf küssen. Das machen alle. Also fast alle. Ich nicht.
Ich will mich aufmachen und gehen, doch niemand anderes macht Anstalten aufzubrechen. Und plötzlich kommen von Irgendwoher vier Mann mit Akkordeon, Gitarren und Ukulele herein. Eine Gruppe drum herum fängt an ein fröhliches Lied zu singen. Sie bewegen sich musizierend und singend den Gang entlang. Vorweg geht ein Kind mit einem Tannenzweig, an dem viele kleine Zettel mit Weihnachtswünschen hängen. Vorne im Altarraum angekommen wird der Tannenzweig unter Applaus zur Krippe gelegt. Die Musikanten eilen wieder nach hinten, wo bereits eine neue Gruppe Sänger wartet, und ein weiterer Tannenzweig. Das ganze wiederholt sich dreimal. Eine ganz eigenartig schöne Stimmung liegt dabei in der Luft. Ich finde das einen sehr schönen Brauch, weil er die Christmette dadurch schön und fröhlich ausklingen lässt. Ich habe mich eh schon immer gefragt warum Weihnachten immer alles so still und besinnlich ist. Denn eigentlich gibt es doch einen guten Grund fröhlich und ausgelassen zu feiern: Ein Kind wurde geboren!