Der neunte Tag auf der Blumeninsel ist ein Ruhe- und Faulenzertag. Muss auch mal sein. Nach dem Frühstück spaziere ich kurz ins Dorf, um Briefmarken für die Postkarten zu kaufen. Danach schlummere ich noch ein wenig auf dem Bett, dann auf dem Balkon und danach auf einer Bank im Garten des Hotels.
Das Highlight des Tages ist der Schokoladenkuchen am Nachmittag, der den gesamten Kalorienbedarf der Woche abdecken dürfte. Mehr braucht es heute nicht an Aktion.
Ich habe schon etliche Kilometer in meinem Leben erwandert. Auf sämtlichen Kanarischen Inseln, im Bayrischen Oberland, im Allgäu, im Ruhrgebiet, in der sächsischen Schweiz oder auf Mallorca. Die Wanderung von heute gehört definitiv zu den schönsten, die ich bisher gemacht habe.
Ausgangspunkt war die Radarstation oben auf dem Pico do Areiro (1818m). Von dort aus gibt es einen Wanderweg auf den höchsten Gipfel Madeiras, dem Pico Ruivo (1862m). Die beiden Gipfel trennen gute 12 Km und auf dem Weg hin und zurück muss man jeweils gute 1300 Höhenmeter im An- und Abstieg bewältigen. Es geht also munter und steil bergauf und bergab.
Das Wetter heute Morgen ist prächtig. Allerdings muss ich zunächst eine Stunde Autofahrt in Kauf nehmen, um zum Startpunkt zu kommen. An der Radarstation kloppen sich bereits die ersten Touristen um die knappen Parkplätze. Der Wanderweg ist sehr beliebt. Viele drehen aber auf den ersten Metern wieder um, weil der Weg gerade am Anfang über den Grat mit links und rechts tiefen Abgründen viele den Mut verlieren lässt. Ich selbst muss mich an diversen Stellen auch regelrecht überwinden den Weg weiterzugehen, denn so ganz ohne Höhenangst bin ich auch nicht.
Neben dem steilen Auf und Ab geht man über zahlreiche sehr schmale Saumpfade, die zwar allesamt gesichert sind, aber nach unten darf ich dabei nicht schauen. Weiteres Highlight der Tour sind mehrere Tunnel, die man durchquert. Sie sind zwischen 10 und 200 Meter lang. Das ist schon recht urig dadurch zu tapern. Am Ende des Tunnels sieht man das berühmte Licht weil sie schnurgrade in den Fels gehauen sind. Eine Taschenlampe ist trotzdem hilfreich.
An den schönen Ausblicken kann ich mich kaum satt sehen, so schön ist das. Die Sicht ist zu Beginn der Wanderung sehr gut, gegen Mittag ziehen Wolken auf. Aber das stört nicht, es macht das ganze nur noch spannender. Und so kommt es, dass ich den Tag unter, über und in den Wolken verbringe.
Auf dem Gipfel surrt und brummt es, denn jemand hat seine Drohne dabei und lässt diese rund um den Gipfel kreisen. Eigentlich ein coole Idee, aber irgendwann geht einem das Gebrumme auf den Sack wenn man die Natur genießen will. Irgendwann packt er das Ding schließlich wieder ein. Nach Keksen, Gipfelselfie und jede Menge Aussicht genießen mache ich mich auf den Rückweg. Die Wolken hängen jetzt richtig in Bergen drin. Das bringt noch ein paar wunderschöne Fotos ein. Weiterer Vorteil: Man sieht nicht mehr überall wie tief es runter geht.
Der Weg zurück auf den Pico do Areiro lässt mich ein wenig an meiner Kondition zweifeln. Gefühlt mache ich auf jeder zweiten Stufe eine Pause. Aber ich bin nicht der einzige, der die ganze Zeit wie ein Maikäfer pumpt. Die Radarstation ist schon in Sicht. Sie sieht jedoch deutlich näher aus, als sie tatsächlich ist. Nach 5 Stunden und 45 Minuten, stehe ich wieder am Ausgangspunkt. Total fertig, aber sehr zufrieden.
Der Sturm der letzten zwei Tage hat Wolken mit Regen und Nebel gebracht. Die Wetterapp besagt aber, dass es im Laufe des Tages besser werden soll.
Mein Weg führt mich heute auf die Hochebene Paul da Serra. Rund um diese Hochebene gibt es zahlreiche Wanderwege. Zwei davon will ich heute zu einem kombinieren.
Je mehr ich mich der Hochebene nähere, desto nebliger wird es. Auf der Straße liegen noch zahlreiche umgeknickte Bäume und Äste. Der Sturm heute Nacht war anscheinend nicht ganz so ohne Folgen. Aber man kommt überall mit dem Auto vorbei.
Plötzlich taucht im Nebel eine Kuh auf der Straße auf. Dann zwei, dann drei. Ich halte an. Die eine Kuh macht jedoch keine Anstalten die Straße zu räumen. Hupen hilft nicht. Ich steige aus und rede ihr zu. „Mathilde, komm. Ich weiß es war ne harte Nacht, aber ich muss hier wirklich durch.“ Mathilde lenkt ein und geht zum Straßenrand. Ich hauche ihr einen Kuss zu und fahre weiter.
Der Wanderweg geht dann zunächst lange Zeit bergab. Ansich ist das schön, aber ich muss hier am Ende des Tages auch leider wieder hoch laufen.
Es bleibt lange sehr nebelig, und deswegen gibt es auch keine schönen Aussichten wie auf den letzten Touren. Meine Ziele sind heute zwei Wasserfälle. Zum ersten geht es dann an einer Levada entlang. Der Weg neben der Levada ist maximal 30 cm breit, dann beginnt der Abgrund. Das meiste des Weges ist leicht gesichert, einige Stellen aber auch nicht, und es kostet mich dann doch die ein oder andere Überwindung. Zumal ich weiß: Ich muss hierher auch wieder zurück.
Der Wasserfall entschädigt dann aber für alles. Der Weg hat sich definitiv gelohnt.
Auf dem Rückweg mach ich dann nochmal einen längeren Abstecher zu einem anderen Wasserfall, der seinem Kollegen von der anderen Seite in nichts nachsteht. Auch hier ist es wunderschön. Außerdem beginnt der Nebel sich etwas zu lichten und gibt den Blick in die Täler frei.
Nach etwa dreieinhalbstunden, 12 Kilometern und 800 Höhenmetern stehe ich wieder im Nebel der Hochebene. Auf der Rückfahrt liegt Mathilde mit ihren Freundinnen brav am Straßenrand und nickt mir sanft zu als ich vorbeifahre.
Im Hotel wird ein Shuttletransfer zur Christmette im Dorf nebenan angeboten. Da ich schon in der Kirche war und zwei Damen auf dem Dorf beim Abstauben der Krippe bewundern durfte, und zudem auch noch der gleiche Chor dort singen soll, der vor dem Abendessen schon Weihnachtsgesang zum Besten gegeben hat, fahre ich einfach mal mit.
Die kleine Kirche ist rappelvoll. Eine ältere Dame versucht neben dem Altar die Kerzen anzuzünden. Nach etwa 20 abgeknickten Streichhölzern und ebenso vielen portugiesischen Schimpfwörtern gelingt ihr das dann auch.
Zunächst wird die Weihnachtsgeschichte gespielt. Eine Gruppe von Kindern, verkleidet als Maria, Josef, Hirten und Könige, und jede Menge Engel, erzählen, spielen und singen die Weihnachtsgeschichte. Und diese ist auf Madeira auch nicht anders als bei uns. Auch auf Madeira nimmt Josef seiner Maria es nicht krumm, dass sie mit einem gewissen heiligen Geist im Bett war.
Die Weihnachtsgeschichte-Kinder ernten ganz viel Applaus und Tränen in den Augen der zugehörigen Eltern. Dann betritt der Pfarrer die Bühne. Die Christmette ansich unterscheidet sich kaum von unserer in Deutschland. Gefühlt wird hier mehr gesungen. Aber da ich schon ewig nicht mehr in der Kirche war, kann ich mich auch täuschen.
Der erste Unterschied, der mir auffällt: Hier muss der Pfarrer noch selbst arbeiten. Von Messdienern wie bei uns keine Spur. Der Rest quasi wie immer.
Ach so. Eine Sache ist dann doch noch anders: Die Kollekte. Die wird nämlich am Ende eingesammelt. Da steht der Pfarrer mit einem Körbchen vorm Altar. In der einen Hand das Körbchen, in der anderen das Jesuskind, das er kurz zuvor aus der Krippe entnommen hat. Wer etwas in das Körbchen gibt, der darf zur Belohnung das Jesuskind auf den Kopf küssen. Das machen alle. Also fast alle. Ich nicht.
Ich will mich aufmachen und gehen, doch niemand anderes macht Anstalten aufzubrechen. Und plötzlich kommen von Irgendwoher vier Mann mit Akkordeon, Gitarren und Ukulele herein. Eine Gruppe drum herum fängt an ein fröhliches Lied zu singen. Sie bewegen sich musizierend und singend den Gang entlang. Vorweg geht ein Kind mit einem Tannenzweig, an dem viele kleine Zettel mit Weihnachtswünschen hängen. Vorne im Altarraum angekommen wird der Tannenzweig unter Applaus zur Krippe gelegt. Die Musikanten eilen wieder nach hinten, wo bereits eine neue Gruppe Sänger wartet, und ein weiterer Tannenzweig. Das ganze wiederholt sich dreimal. Eine ganz eigenartig schöne Stimmung liegt dabei in der Luft. Ich finde das einen sehr schönen Brauch, weil er die Christmette dadurch schön und fröhlich ausklingen lässt. Ich habe mich eh schon immer gefragt warum Weihnachten immer alles so still und besinnlich ist. Denn eigentlich gibt es doch einen guten Grund fröhlich und ausgelassen zu feiern: Ein Kind wurde geboren!
Die ganze Nacht hat es gestürmt. Heute Morgen macht der Sturm keinerlei Anstalten nachzulassen. Zum Wandern ist das wieder nix. Also entschließe ich mich kurzerhand in die Inselhauptstadt Funchal zu fahren.
Vom Hafen aus fährt eine Seilbahn zu dem ersten der beiden Botanischen Gärten von Madeira, dem Monte Palace. Der ganze Garten ist im orientalischen und asiatischen Stil gehalten. Neben zahlreichen Pflanzen und beeindruckenden Gärten findet man überall kunstvoll bemalte Kacheln. Die meisten zeigen Bibelgeschichten und die Geschichte Portugals. Darüber hinaus findet man asiatische Skulpturen, Buddha-Skulpturen, aber auch afrikanische Skulpturen. Zwischendrin stolpert man dann noch über moderne Kunst, bunte Kisten oder einer riesigen, von einem Goldrahmen umrandeten Wand, die ich liebevoll „Blue Screen“ getauft habe. Diese Mischung aus Garten und Kunst ist wunderschön. Sowas in der Art ist mir bisher noch nicht begegnet. Entweder Garten oder Kunst, aber nie in dieser Zusammenstellung.
Vom Monte Palace geht eine weitere Seilbahn zum Jardim Botanico. Neben allen möglichen Zierpflanzen werden hier auch Nutzpflanzen in kleinen Feldern angebaut. Der Garten ist an einem Hang gelegen, so dass man ganz viele Aussichtspunkte auf Funchal genießen kann.
Ich verlasse die Gärten und mache mich in Richtung talabwärts auf. Ich gehe durch ein Wohnviertel mit vielen kleinen Gassen. Funchal hat trotz seiner Größe (112.000 Einwohner) irgendwie einen dörflichen Charakter. An einer Schule sehe ich ein sehr schönes Verkehrszeichen, das bedeutet, dass der Bereich vor der Schule eine Kurzparkzone ist, um die Kinder aus dem Auto steigen zu lassen. „Kiss and Ride“ steht darauf. Das finde ich ausgesprochen putzig.
Im Hafen von Funchal liegt die AIDA Nova, ein riesiges Kreuzfahrtschiff. Daneben liegen zahlreiche andere Kreuzfahrtschiffe, aber im Vergleich zur AIDA Nova sehen die alle winzig klein aus.
Weil ich in den Gärten sehr viel Zeit verbracht habe, bleibt nur noch Zeit für einen kleinen Programmpunkt. Und so lande ich im CR7, dem Cristiano Ronaldo Museum. Was von außen vielversprechend aussieht, entpuppt sich leider nur als eine Ansammlung von Pokalen, Auszeichnungen und Medaillen. Zwischendurch der Versuch das ganze durch lebensgroße Ronaldofiguren und Original Trikots aufzulockern. Ich hatte mir irgendwie mehr versprochen, mehr aus seinem Leben und seinem Weg zum Weltfußballer. Schade. Aber so in der Form ist das CR7 aus meiner Sicht nicht empfehlenswert.
Und dann ist ja auch noch Heiligabend. In der Hotel-Lobby gibt der ortsansässige Chor Weihnachtslieder auf Portugiesisch zum Besten, mit Akkordeon, Trommel und Rassel. Ich wusste gar nicht, dass die Weihnachtslieder, die wir nur so ganz besinnlich singen, auch schwungvoll dargeboten werden können. Das ist wirklich mal ein wunderschöner Einstieg in den Heiligabend.
Nach dem kulturellen Teil wird das Weihnachtsbuffet eröffnet. Ich kann mich nur so eben noch beherrschen, um nicht gleich mit dem Nachtisch zu beginnen …
Das Hotel ist nicht riesig groß, daher ist das alles recht familiär.
Heute Abend werde ich dann voraussichtlich noch zur Christmette ins Dorf fahren. Denn da soll angeblich der besagte Chor nochmal singen. Davon werde ich dann aber erst morgen berichten.
Es stürmt und windet heute sehr, trotz Sonnenschein.
Daher entschließe ich mich heute mal einen Tag Pause einzulegen und keine großartige Wanderung zu machen.
Dafür mache ich einen kleinen Spaziergang durch das in der anliegende Dorf Prazeres.
Im Dorf gibt es eine sehr schöne Kirche. Zwei ältere Damen stauben gerade die Krippe ab und tauschen den Blumenschmuck in der Kirche aus. Es sieht ganz nach Vorbereitungen für die Messe am Heiligabend aus.
Und während die beiden abstauben und Blümchen drappieren, tauschen sie lautstark den neuesten Dorftratsch aus. Ich kann zwar null Portugiesisch, aber die Gesten der beiden reichen aus, dass ich innerlich breit Grinsen muss.
Der Abend klingt auf dem Balkon aus. Der Sonnenuntergang über dem Meer ist wie immer sehenswert.
Nach zwei Wanderungen mit Höhenmetern heute mal eine gemütliche Levadawanderung gänzlich ohne Höhenmeter.
Entlang der Levada do Rei ging es durch reichlich Lorbeerwald zu einem Wildbach mit Namen Ribeiro Bonito (schöner Fluss).
Der Weg neben der Levada ist zunächst sehr breit und wird im Verlauf immer schmaler. Ich muss mich oft auf schmalen Pfaden entlanghangeln. Rechts Levada, links tiefer Abgrund. Manchmal ist da auch ein bisschen Zaun vor dem Abgrund. Manchmal allerdings auch nicht. Und das wo ich doch so ein Höhenschisser bin ..
Auf dem Wanderweg ist sehr wenig los. Lediglich ein Rudel Holländer, dass sich von einem einheimischen Wanderführer die Flora und Fauna erläutern lässt.
Zwischendurch gibt der Lorbeerwald die atemberaubende Sicht aufs Tal frei. Der Weg selbst wartet mit vielen malerischen Orten auf. Manche Ecken sind zauberhaft und verwunschen. Es ist ein wirklich wunderschöner Wanderweg. Es ist ein bisschen wie bei Ronja Räubertochter.
Kurz vor dem Ziel muss man zunächst durch einen kleinen Tunnel krabbeln und unter einem Wasserfall durch. Dabei schaffe ich es sogar halbwegs trocken zu bleiben.
Der Wanderweg von heute liegt ganz im Norden der Insel. Um dort hin zu kommen habe ich zwei Möglichkeiten, die beide ca. eineinhalb Stunden in Anspruch nehmen: Einmal über den Osten außen um die Insel herum, oder mittendurch. Der äußere Weg ist zwar länger, aber aufgrund der guten Straßen besser zu fahren. Mittendurch ist zwar kürzer, wird aber vom Hotel hier nicht empfohlen, weil schlecht zu fahren. Dennoch nehme ich diesen Weg für die Rückfahrt. Tja, der Weg war tatsächlich … sagen wir mal etwas abenteuerlich … aber mit vielen schönen Aussichten.
Nachdem ich gestern ganz im Osten der Insel gewandert bin, laufe ich heute eine Runde ganz im Westen. Startpunkt ist der kleine Ort Ponta do Pargo.
Zunächst geht es durch ein Tal und dann ein ganzes Stück bergauf zu einem Levada. Diese Levadas sind auf Madeira ein Jahrhunderte altes und sehr ausgeklügeltes Bewässerungssystem. Sie ziehen sich durch die ganze Insel, hier und da verzweigen sie sich, einige speisen Vorratsbecken. Durch entsprechende Sperren an diversen Stellen, kann festgelegt werden welcher Ort mit mehr oder mit weniger Wasser versorgt werden soll.
Für Wanderer haben die Levadas einen sehr angenehmen Vorteil: Die Trampelpfade bzw. „Wartungswege“ neben den Levadas verlaufen weitestgehend ohne nennenswerte Höhenunterschiede. Man kann also an ihnen ganz gemütlich auf einer Höhe bleibend entlang wandern und die schöne Aussicht genießen. Und so laufe ich dann auch mehrere Kilometer an der Levada Nova entlang. Dabei genieße ich die Aussicht in grüne Täler und auf das Meer.
Ich verlasse den Levadaweg und gehe bergab bis zum Dorf Cabo. Von dort gehe ich oberhalb entlang der Steilküste zurück in Richtung meines Ausgangsortes. An der Kapelle da Boa Morte gibt es einen Abstecher bis direkt an die Steilküste. Von dort aus hat man einen fantastischen Ausblick auf die Felswände.
Später auf dem Weg gibt es nochmal so einen sehr lohnenswerten Abstecher.
Der Weg endet dort wo er auch angefangen hat. Bovor ich die Rückfahrt zum Hotel antrete schaue ich noch mal kurz am Leuchtturm von Ponta do Pargo vorbei. Der Leuchtturm an sich ist relativ unspektakulär. Aber die Aussicht ist nochmal sehenswert. Und es gibt eine kleine Ausstellung zur Geschichte des Leuchtturms und die Technik.
Gleich zu Beginn dieser Ausstellung hängt die Ahnentafel der bisherigen Leuchtturmwärter. Der Job scheint hohe Anerkennung zu genießen.
Schon gestern auf der Wanderung ist mir aufgefallen, dass man hier die Weihnachtskrippe nicht ins Wohnzimmer stellt, sondern an den Straßenrand. Ja, Sie haben richtig gelesen. Die Krippen werden aufwendig und bunt an verschiedensten Stellen draußen aufgebaut. Und auch heute bin ich an einigen Weihnachtskrippen vorbei gekommen.
Erste Tat heute Morgen: Checken ob das Meer wirklich da ist. Und tatsächlich: Hinter dem Nebel von gestern war heute Morgen das Meer.
Heute stand ein Ausflug auf die Halbinsel Sao Lourenco im Nordosten auf meinem Plan. Nach etwa einer Stunde Autofahrt endet die Straße mitten im Nirgendwo an einem kleinen Wendeplatz. Das Wetter ist fantastisch und es gibt eine gute Sicht. Der geplante Wanderweg ist ungefähr 8 Km lang und es gilt etwa 400 Höhenmeter im Auf- und Abstieg zu bewältigen. Also alles in allem eine lockere Einstiegstour zum Warmmachen.
Der Weg geht die meiste Zeit leicht auf und ab. Die Aussicht ist spektakulär. Schroffe Felswände und Wellen die dagegen schlagen. Der Wanderweg ist gut besucht. Viele Leute sind unterwegs. Kein Wunder, denn in allen Reiseführern ist dieser Ort als ein Highlight bezeichnet.
Am Ende geht der Weg noch einmal ordentlich bergauf. Aber der Aufstieg lohnt sich. Denn am Ende des Weges, auf dem Gipfel, gibt es eine fantastische Aussicht auf das Ende der Landzunge und einen kleinen Leuchtturm. Zeit für ein paar Kekse und diese Aussicht zu genießen. Ich setze mich, lasse mich von der Sonne bescheinen und beobachte jede Menge kleine Eidechsen, die erst neugierig aus den Felsspalten luken und dann hastig wieder verschwinden.
Auf dem Rückweg, mache ich noch eine kurze Pause an einer kleinen Berghütte, die mit fantastischen Brownies und einer Cola aufwartet.
Auf der Fahrt zurück zur Unterkunft mache ich noch in Funchal halt. Der Grund: Hier gibt es einen Decathlon. Wenn man im Winter eine Wanderhose in Deutschland kaufen möchte, gibt es meistens nämlich nur gefütterte, weil es ist ja kalt. Also in Deutschland. Die Kundschaft, die im Winter in der Sonne wandern will, geht dann leer aus. Aber hier wo die Sonne ist, da hat der Decathlon auch Sommerwanderbuxen.
„Wieso wollen Sie denn so weit weg vom Zentrum wo etwas los ist?“, fagt mich Agnieszka verwundert. Sie will einfach nicht glauben, dass ich keinen Trubel brauche und wirklich wandern gehen will. Achselzuckend hämmert sie diverse Buchstaben in ihren Computer und macht mir verschiedene Vorschläge zu Unterkunft, Flug und Reiserücktrittversicherung. Sie ist absolut bemüht etwas nach meinem Geschmack zu finden. Ich habe schon ewig keine Reise mehr über ein Reisebüro gebucht. Aber diesmal hatte ich irgendwie überhaupt keinen Nerv mich durch das www zu wühlen und alles selbst zu buchen. Und ich muss sagen, das Reisebüro, bzw. Agnieszka, haben das wirklich gut gemacht. Ich habe nach dem Reisebüro trotzdem nochmal etwas gegoogelt und bin zu dem Schluss gekommen: Viel günstiger hätte ich das selbst über das Internet auch nicht bekommen.
Und so bin ich heute auf der Blumeninsel gelandet. Ich habe hier vor viel zu wandern und werde hier auch den Jahreswechsel verbringen. Seit vielen Jahren komme ich mit diesem Weihnachtsklimmbimm zuhause nicht mehr zurecht. Es ist mir zu viel Show statt Besinnlichkeit. Regelmäßig fliehe ich vor diesem Weihnachtswahnsinn. Bisher waren es immer die Kanaren. Aber Madeira war schon seit längerem in meinem Hinterkopf auf der ToDo-Liste.
Nach einem entspannten Flug treibt mir der Mietwagenmann den Puls in die Höhe. Um jeden Preis versucht er mir noch allerlei Navis, Upgrades und Spezialversicherungen aufzuschwatzen. Er will kein NEIN akzeptieren. Erst als ich ihm zu verstehen gebe, dass ich mal seinen Chef sprechen möchte, gibt er auf und gibt mir den Mietwagen so wie ich ihn vorab über das Reisebüro gebucht hatte.
Der Flughafen ist ganz im Osten der Insel, das Hotel fast ganz im Westen. Eine gute Stunde Fahrt. Eine beeindruckende Fahrt. Ich bin noch nie in meinem Leben innerhalb einer Stunde durch so viele Tunnel und zwischen den Tunneln durch so dichten Nebel gefahren. Das was zwischendurch an Natur zu erkennen ist, ist jedenfalls vielversprechend und ich freue mich schon sehr auf meine erste Runde zu Fuß.
Auch das Hotel liegt komplett im Nebel. Der Meerblick, der bei meinem Zimmer inklusive sein soll, ist nicht zu finden. Morgen versuche ich das nach dem Aufwachen gleich nochmal.
Auf meinem ersten Streifzug durch die Hotelanlage kann ich schon mal zwei Dinge feststellen: