Von Angeln und Fischen keine Ahnung. Wahlheimat Ruhrgebiet. Von Beruf Landesverteidiger. Schwäche für Schokolade. Leidenschaftlicher Hobbykoch und noch leidenschaftlicherer Esser. Kann zaubern.
Ich gehe ja bisweilen sehr gerne wandern, oft auch in den Bergen. Da wurde es auch mal Zeit eine Reise nach Österreich zu machen. Ich war bisher nur in Wien. Dort war ich damals zu einem richtigen Ball in der Hofburg geladen, was ein sehr beeindruckendes Erlebnis war. Auch die Stadt Wien hatte damals sehr viel zu bieten, aber Wandern stand damals nicht auf der Tagesordnung.
Und so landete ich diesmal im Salzburger Land. Zunächst in einem kleinen Dorf in einer Ferienwohnung. Von hier aus schaute ich mir zunächst eine Woche lang ein wenig die umliegenden Städte an. Natürlich Salzburg, St. Gilgen, St. Wolfgang und Bad Ischl.
In Salzburg zieht es wohl die meisten Touristen in die Getreidegasse, wo man das Geburtshaus von Mozart bewundern kann. Dabei hat Salzburg soviel mehr zu bieten als die Geburtsstadt eines Ausnahmemusikers zu sein. Salzburg hat eine wunderschöne Architektur. Und auch hier gilt, was ich für ganz Österreich unterschreiben würde: Kirche und Friedhöfe können die. Oben auf der Salzburg hat man dann einen wunderschönen Blick auf die Stadt und die Berge. Der Name Salzburg hat durchaus seine Begründung. Salz spielte in dieser Gegend immer eine sehr große Rolle und gab den Menschen dort über Jahrhunderte Arbeit, sorgte aber auch für Krieg gegen die Bayern. Im Salzburger Land kann man mehrere Salzbergwerke besichtigen und viel über die Geschichte des Salzes lernen. Ich habe die Salzwelten in Hallein besucht. Das war eine super spannende Angelegenheit und besonders mit Kindern ein sehr lohnenswerter Ausflug.
St. Gilgen und St. Wolfgang kann man mit einer wunderschönen Bootstour über den Wolfgangsee verbinden. Beide Städte sind sehr unterschiedlich und jeweils schön auf ihre eigene Art. Und die größte Überraschung: Das Weiße Rössl ist rot angestrichen.
Bad Ischl hat mich nicht so sehr überzeugt. Auch wenn es einer der Lieblingsorte vom Kaiser Franz war und er seinerzeit mit seiner Sissi dort die Verlobung gefeiert hat. Jedoch das Café Zauner dort, hat mich dann mit seiner äußerst einladenden Kuchentheke überzeugt.
Vor ziemlich genau einem Jahr stand für mich fest: Das mache ich 2019 noch einmal. Und so stehe ich wieder in der endlos riesigen Wechselzone auf dem Ballindamm und friere vor mich hin. 15 Grad, bewölkt, immer wieder etwas Nieselregen. Der Animateur am Start sagt grade durch, dass die Alster muckelige 17 Grad hat. Eigentlich freue ich mich darüber. Klingt komisch, is aber so. Denn unter 22 Grad heißt: Es darf im Neoprenanzug geschwommen werden, und das ist deutlich einfacher als ohne. Mein Fahrrad steht an seinem vorgesehenen Platz, Helm und Startnummernband hängen am Lenker, Schühchen zum Radfahren und Laufen stehen parat. Bis zu meinem Start sind es noch gute eineinhalb Stunden. Viel zu früh war ich hier. Aber im Hotel habe ich es auch nicht mehr ausgehalten.
Gefühlt war ich schon 47 mal auf dem Klo, eine Folge der Mischung aus großer Freude und Aufregung. Dabei brauche ich eigentlich nichts zu fürchten. Die letzten Monate sind trainingstechnisch super gelaufen. Auch wenn es zeitlich wegen der Arbeit nicht immer lief wie geplant, so habe ich doch einige Trainingskilometer geschafft. Außer auf dem Rad vielleicht. Das ist wirklich etwas kurz gekommen. Meine Laufzeiten konnte ich deutlich verbessern und ich habe es sogar geschafft als Ü40 das Kraulschwimmen noch zu lernen (Ein Hoch auf Arne!). Auch gesundheitstechnisch lief alles super in dieser Saison. Also alles gut.
Dann fangen alle in meinem Startblock an sich den Neo anzuziehen. Ich habe meinen natürlich schon an. Und natürlich ziehe ich den obenrum noch mal aus …denn …. richtig …. ich muss dann doch nochmal pullern … Ca. 20 Minuten vorher wird mein Startblock (das sind so 150 bis 170 Leute) in den Vorbereich vom Schwimmstart herein gelassen. Dort empfangen uns zwei Vorturner, die zu einem kleinen Aufwärmprogramm animieren. Ich komme zu dem gleichen Schluss wie im letzten Jahr: Von Außen sehen wir in unseren Neos dabei aus wie Michelinmännchen auf Extasy.
Zwei Minuten vor dem Start steige ich ins Wasser und sortiere mich hinten rechts ein. Um mich herum nehme ich so gut wie nichts wahr. Auch die übliche Panik, die ich bei den vergangenen Triathlons gerne mal im Freiwasser hatte, stellt sich diesmal nicht ein. Gottseidank. Dann das Startsignal. Ich starte mit Brustschwimmen, weil ich mich da immer noch sicherer fühle, zwischendurch gelingt es mir aber immer wieder in den Kraulstil zu wechseln. Ein ganze Weile geht das recht gut und ich bin irgendwo im Mittelfeld. Unter der Lombardsbrücke hindurch geht es in die Außenalster. Die Bojen für die Wende kommen und es geht wieder zurück Richtung Jungfernstieg. Wieder in der Binnenalster werde ich von den ersten der nächsten Startgruppe überholt. Ich lasse mich dadurch aber nicht verrückt machen, aber dann plötzlich … semmelt mir einer mit seinem Kraulschwung voll auf die Glocke. Vor Schreck nehme ich einen tiefen Schluck Alsterwasser und muss kurz etwas auf der Stelle schwimmen. Immerhin entschuldigt sich der Rüpel. Aber das gehört eben auch beim Triathlon zum Freiwasserschwimmen dazu. Kurz vorm Ausstieg bekomme ich nochmal einen Schlag ab. Beim Ausstieg an der kleinen Alster und auf dem Weg zur Wechselzone stehen hunderte Zuschauer und feuern an. Das pusht ungemein. Der Blick auf die Uhr zeigt: Nicht schneller als im letzten Jahr, dafür aber auch nicht so abgekämpft.
Etwa 300 Meter ist der Weg zur Wechselzone. Direkt am Anfang steht mein Bike. Ich versuche alles möglichst schnell zu machen. Aus dem Neo raus, Shirt an, Helm auf, Nummer umschnallen, Radschuhe an. Viele machen ihre Schuhe direkt auf den Pedalen fest, laufen barfuss zur Radstrecke und schlüpfen dann während der Fahrt in die Schuhe. Ich habe das ein paar mal probiert. Und nachdem ich mich dabei mit dem Fahrrad auf Maul gelegt habe, habe ich mich für die Variante entschieden mit Radschuhe an zur Radstrecke zu laufen.
Auf der Radstrecke trete ich zunächst etwas ruhiger in die Pedale. Erstmal greife ich zu einem Gel, um direkt wieder etwas Energie zuzuführen. Eine Erfahrung aus dem letzten Jahr, wo ich viel zu spät etwas gegessen habe und dann war beim Laufen keine Energie mehr da. Also jetzt ein Gel direkt zu Beginn auf der Radstrecke. Also eigentlich nur ein halbes Gel, denn irgendwie bekomme die Tüte nicht auf, Fummel mit Zähnen und Hand an der Öffnung rum, lege mich dabei fast auf den Asphalt und besudelt mich mit einem Teil vom Gel … ich will da nicht drüber reden. Die Radstrecke bietet wie im letzten Jahr sehr viel Sightseeing: Freihafen, Elbphilharmonie, Reeperbahn. In diesem Jahr auch die zusätzliche Attraktion: Sehr viel Wind. Vor allem Gegenwind. Jetzt könnte man meinen, dass wenn man auf dem Hinweg Gegenwind hat, hat man auf dem Rückweg Rückenwind. Ich weiß nicht woran das liegt, aber irgendwie dreht der Wind auf magische Weise jedes mal wenn auch ich die Richtung ändere. Die erste Runde von drei klappt ganz gut. Der Blick auf die Uhr zeigt allerdings, dass ich langsamer als geplant unterwegs bin. Auf Runde zwei versuche ich etwas schneller zu sein, gelingt mir aber nicht wirklich. In der dritten Runde merke ich dann deutlich das fehlende Training auf dem Rad. Dennoch kann ich alle drei Runden relativ konstant durchfahren. Am Ende sind es ein paar Minuten langsamer als im letzten Jahr.
Der Wechsel zum Laufen sollte jetzt zügig gehen. Sollte. Wie ich so in die Laufschuhe schlüpfen will stelle ich fest, dass in den Schnürsenkeln noch die Knoten vom Stadtlauf in Bad Essen drin sind. Ganze vier Minuten verfluche ich mich selbst und entknote dabei meine Schuhe. Was für ein dämlicher Anfängerfehler! Nützt nix. Irgendwas muss ja schiefgehend, vong Spannung her und so …
Das Laufen geht gut an. An der Laufstrecke ist es vergleichsweise ruhig. Am Westufer der Alster geht es an vielen schicken Häuschen vorbei bis zum Nordzipfel der Alster. Im Vergleich zum letzten Jahr muss ich mich beim Laufen nicht so sehr quälen und laufe konstant mein Tempo durch. Es könnte sicherlich etwas schneller sein, aber ich habe mir vorgenommen durchzulaufen und mit diesem gewählten Tempo weiß ich, dass ich das schaffe. Der Triathlon in Hamburg ist wirklich gut organisiert. Das merkt man auch an den Verpflegungsstationen, die exakt alle 2,5 Km alles bieten was man braucht. Nach dem Wendepunkt fängt es an wie aus Kübeln zu regnen. So rein Wettertechnisch ist heute wirklich alles dabei. Kurz bevor der Weg in die Altstadt Richtung Rathaus führt ruft mir jemand zu: „Komm gib nochmal Gas! Jeder Meter ist bezahlt!“ Da hat er wohl recht.
Die letzten 500 Meter sind dann zum genießen. An der Strecke und auf dem Rathausplatz ist Partystimmung. Allein dafür lohnt sich die Teilnahme hier in Hamburg. Dann kommt auch schon der Zielbogen in Sichtweite. Jetzt heißt es Lächeln, Bauch rein und Brust raus fürs Finisherfoto! Ich laufe zwei Minuten schneller ins Ziel als beim letzten mal. Eigentlich hatte ich mir eine deutlichere Zeitverbesserung vorgenommen. Auf der Radstrecke und bei den Wechseln habe ich einfach zu viel Zeit liegen lassen. Aber das alles ist jetzt egal. Diesmal war es in jedem Fall viel mehr Spaß und deutlich weniger Quälen. Stolz wie Bolle nehme ich meine Finishermedaille in Empfang.
Und im nächsten Jahr habe ich auch keinen Knoten im Schuh.
In der 7. Ausgabe von #wmdedgt (getreu der Initiative von Frau Brüllen) mache ich mich auf eine Reise nach Hamburg.
In Hamburg findet an diesem Wochenende der angeblich größte Triathlon der Welt statt. Über 10.000 Sportler messen sich hier auf der Sprint- und auf der Kurzdistanz.
Nach einem reichhaltigen Frühstück packe ich den Wagen. Den habe ich mir extra gemietet. Ich selbst habe nur so einen kleinen Cityflitzer, der für den Alltag vollkommen ausreicht, aber jetzt muss ein Fahrrad mit rein. Zusätzlich ein Koffer mit Klamotten und jede menge Sportzeug, eine Tasche mit Fressalien und ein Rucksack für die Wechselzone. Dann gehts gemütlich auf die Autobahn. Auf der Autobahn habe ich ein Erlebnis, das seines gleichen sucht. Unbeschreiblich was es für Menschen im Straßenverkehr gibt. Es folgt das volle Programm inklusive Polizei. Es wird mit Sicherheit vor einem Gericht enden. Das klingt jetzt alles mysteriös, aber mehr will ich dazu nicht schreiben. Wenn die Sache mal durch ist, wird da sicherlich viel zu erzählen sein.
Am frühen Nachmittag trudel ich in Hamburg ein. Ich habe ein Zimmer im Hotel Wedina im Stadtteil St. Georg. Als ich im letzten Jahr an diesem Triathlon teilgenommen hatte, war ich auch schon hier untergebracht. Es ist wirklich sehr empfehlenswert. Es ist bezahlbar, es hat einen hervorragenden Service, es liegt direkt an der Alster und es legt sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit. Zusätzlich habe ich wegen der Parkplatzsituation hier einen Tiefgaragenstellplatz gebucht. Der alleine ist die Reise schon wert. Die Auto werden hier in einem großen Regal wie bei Tetris hin und her geschoben. 😉
Nachdem ich mein Zimmer bezogen habe geht es in Richtung Rathaus. Hier wird schon fleißig am Zieleinlauf und am Schwimmausstieg gewerkelt. Alles wird mit blauem Teppich ausgelegt. Ich merke wie aufgeregt ich jetzt schon bin. Die Teilnahme hier ist einfach nur ein tolles Erlebnis, ganz egal mit welcher Zeit man hier ins Ziel läuft. Ich freue mich wirklich sehr, dass ich hier ein weiteres mal starten darf. Am Gänsemarkt hole ich meine Startunterlagen ab. Hier ist alles wirklich sehr gut organisiert. Auf dem Rückweg zum Hotel sehe ich, wie in der Binnenalster die Schwimmstrecke mit Bojen abgesteckt wird. Am Sonntag geht es dann vom Alsteranleger bis kurz hinter die Lombardsbrücke und zurück. 1500 Meter schwimmen, danach 40 Km Radfahren (3x bis Altona und zurück). Und am Ende einen 10 Km Lauf entlang der Außenalster. Jetzt kann ich es kaum erwarten bis zum Start, denn hierfür habe ich die letzten neun Monate trainiert.
Am Abend esse ich in einem Restaurant eine verdammt leckere gefüllte Hähnchenbrust auf Süßkartoffelpüree. Das Central ist eine erstklassige Empfehlung vom Hotel gewesen. Sehr gute Küche und sehr freundliche Bedienung. Danach mache ich noch einen kleinen Spaziergang entlang der Außenalster. Dabei höre ich schon das Bett im Hotel ganz laut meinen Namen rufen …
Die Startzeit steht fest. Am Freitag gab einen letzten Lauftest bei einem Stadtlauf in Bad Essen, der sich super gut anfühlte. In einer Woche gehe ich zum zweiten mal bei der Kurzdistanz in Hamburg an den Start. Und ich freue mich riesig darauf.
Insgesamt war das Training wenig planmäßig. Ich habe eher so mit einer Art Guerillataktik trainiert, ohne System. Allerdings habe ich diesmal eher mal ein Training ausfallen lassen, wenn mein Körper nicht ganz so wollte wie ich. Vielleicht ein Grund warum ich deutlich weniger krank war, als bei der letzten Vorbereitung. In den letzten 12 Monaten habe ich 51 Km Schwimmtraining, 900 Km Radtraining und 524 Km Lauftraining absolviert. Den Schwerpunkt habe ich eindeutig auf Laufen und Schwimmen gelegt. Radfahren spielte eine eher untergeordnete Rolle, was sich auch in meinem aktuellen Leistungsstand im Radfahren deutlich widerspiegelt.
Schwimmen Ich habe es tatsächlich geschafft richtig Kraulschwimmen zu lernen. Ich bin in einen Triathlonverein eingetreten und bin dort sehr gut und intensiv im Schwimmtraining betreut worden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ich kann zwar noch keine 1500 Meter durchkraulen und bin auch noch nicht deutlich schneller als im Brustschwimmen, aber es wird. Im Schwimmen bin ich einen riesigen Schritt vorwärts gekommen. Was ich aber wieder nicht gemacht habe: Eine Freiwassereinheit VOR dem Wettkampf. Es war einfach keine Zeit und keine Gelegenheit. Ich hoffe sehr, dass mir das in der Binnenalster nicht wieder zum Verhängnis wird.
Radfahren Wenig Zeit auf dem Rad. Ich war beruflich bedingt viel unterwegs, da konnte man nicht immer ein Fahrrad mitschleppen. Die Folge war wenig, also sehr wenig Training auf dem Rad. Immerhin bin ich auch in den Wintermonaten geradelt. Eine neue Rolle mit Direktantrieb und eine Anmeldung auf Zwift haben viel dazu beigetragen. Insgesamt habe ich jedoch das Gefühl mich auf dem Rad verschlechtert zu haben. Die 40 Km in Hamburg werde ich sicherlich gut über die Runden bringen, aber eine gute Zeit erhoffe ich mir in dieser Disziplin nicht.
Laufen Auch hier hat der Eintritt in den Verein große Fortschritte bewirkt. Neben langen Läufen gab es hier viele Intervalltrainings (Im Winter sogar auf einer Indoorlaufbahn), die eine deutliche Verbesserung der Pace bewirkt haben. Am Freitag der Stadtlauf über 10 Km hat sich sehr gut angefühlt und verlief trotz hoher Temperatur sehr gut. Ich bin guter Dinge, dass der Lauf in Hamburg diesmal nicht in einer Katastrophe endet.
Insgesamt also alles bestens. Aber auch in diesem Jahr gilt: Egal wie es läuft, die Atmosphäre in Hamburg ist einfach nur toll und allein dafür lohnt sich der Start dort.
Hier gehts grad nur Wochenweise voran. Viel unterwegs, viel zu tun. Aber alles mit Spaß. Es fehlt einfach nur die Zeit es hier nieder zu schreiben.
Vor dem langen Wochenende mit Feier- und Brückentag, war ich diese Woche zum erstmal in einem Prüfungsausschuss tätig. Man stellt sich das ja selbst immer total einfach vor, den Prüflingen mal eben ein paar Fachfragen zu stellen, aber das ist es ganz und gar nicht. Es braucht eine sehr gezielte Vorbereitung. Insbesondere dann wenn man selbst vor kurzem selbst auf der anderen Seite gesessen hat und es mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser machen möchten. Ich bin gespannt wie sich diese Tätigkeit weiterentwickelt.
Danach dann das erwähnte lange Wochenende. Ich verbrachte es ganz entspannt in einem „Schatöchen“ in der Champagne in Frankreich. Freunde haben im letzten Jahr dort zu einer besonderen Feierlichkeit eingeladen. Und weil diese Location so unglaublich schön war, haben einige Teile der damaligen Festgesellschaft beschlossen, dort noch einmal gemeinsam ein paar Tage zu verbringen.
Das Schloss ist wirklich ein Schloss. Einst war es der üppige Landsitz eines hohen Offiziers, später ein Altersheim, und dann kaufte es ein sympathischer Niederländer, um es für Gäste herzurichten. Man kann dort mit Gruppen zwischen 20 und 30 Personen wohnen. Es gibt einen Pool im Garten, einen Billardtisch und einen Flügel für musikalisch Begabte im Gesellschaftszimmer, eine gut ausgestattete Küche und märchenhafte Schlafräume.
Die Tage an diesem Ort sind einfach: Ausschlafen, Frühstücken, etwas spazieren oder ein paar Schwimmzüge im Pool, Seele baumeln lassen, in der Sonne dösen, Abendessen. Das und viele schöne Gespräche. W-Lan nur in einem bestimmten Zimmer, sonst eher etwas abgeschnitten von der Welt. Der perfekte Kurzurlaub.
Und das beste: Es ist wirklich erschwinglich. Vier Tage in einem Luxushotel wären deutlich teurer gewesen. Man muss wirklich kein Millionär sein, um hier ein paar Tage verbringen zu können.
Nach soviel Erholung kann nun das nächste große Highlight für dieses Jahr kommen. Nur noch zwei Wochen bis zum zweit Kurzdistanz beim Triathlon in Hamburg. Ich bin schon mächtig aufgeregt. Am kommenden Freitag gibt es einen letzten Formtest bei einen 10km-Städtelauf. Zwei Schwimmeinheiten und eine Radeinheit sind diese Woche noch auf dem Plan. Danach schonen für den Wettkampf. Insgesamt fühle ich mich etwas fitter und besser vorbereitet als im vergangenen Jahr. Und das wo ich für diesen Triathlon ohne konkreten Plan trainiert habe. Ich bin gespannt wie es läuft.
Der 5. Tag im Juni. Was machst du eigentlich den ganzen Tag? Die schöne Initiative von Frau Brüllen. In ihrem Blog erfährt man übrigens an jedem 5. des Monats was ganz viele andere eigentlich so den ganzen Tag machen.
05:15 Uhr Wecker. Gestern Abend bin ich völlig platt um 20 Uhr im Bett gewesen. Mein Körper hatte wohl noch deutlich Erholungsbedarf von meinem Lauf in Duisburg am Sonntag. Heute Morgen gehts jedenfalls schon wieder deutlich besser. Aber eine bisschen sonoren geht noch …
05:20 Uhr … snoooooooooze …
05:25 Uhr … snoooooooooooooze …..
05:30 Uhr Apfel essen, Tagesverpflegung in meine schöne Minion-Butterdose einpacken, Zähnchen bürsten, Tasche packen, und dann durch viel doofen Verkehr wegen diverser Straßensperrungen zum Dienst.
06:17 Uhr Erster Kaffee mit kurzem Austausch über die wichtigsten Dinge. Mittwochs sind nämlich auch immer alle anwesend, die an einigen Tagen in der Woche Telearbeit von Zuhause aus machen.
06:50 Uhr Ab zum Schwimmbad. Zwei Disziplinen fürs Sportabzeichen und das berüchtigte Kleiderschwimmen absolvieren. So mache ich im Wasser erst 25m Sprint, dann 100m in Klamotten schwimmen und Klamotten im Wasser ausziehen, und anschließend 800m schwimmen. Ich schätze es sehr an meinem Beruf, dass man da zum Sport verpflichtet ist und somit Sport auch innerhalb der Dienstzeit macht. Viele meine Mitlandesverteidiger finden den Dienstsport lästig. Ich denke mir, dass dies ein Privileg ist. Nach dem Pflichtprogramm schwimme ich noch ein paar Bahnen und trainiere etwas meine Schwimmtechnik. Denn der erste Triathlon in diesem Jahr ist nicht mehr weit …
09:10 Uhr Zurück im Büro. Kurzer Abgleich mit meinem Chef, dann ein bisschen internes koordinieren.
10:00 Uhr Erste Besprechung. Der Ausbildungsgang unserer Fahrlehrer ist immer noch nicht optimal. Wir suchen nach Verbesserungsmöglichkeiten.
11:00 Uhr Den Rest des Tages verbringe ich nun damit eine dreistündige Prüfungsklausur für Fahrlehrer zu basteln. Das ist gar nicht so leicht. Zumal ich die Betroffenen gar nicht selbst ausgebildet habe. Das Fahrlehrergesetz schreibt eine Trennung von Zuständigkeit der Ausbildung und Prüfung vor. Inhaltlich muss es dabei um die Bereiche Verkehrsrecht, natürlich die Straßenverkehrsordnung, Pädagogik und Technik gehen. Ich finde von Fahrlehrern wird ganz schön viel Verlangt. Früher dachte ich immer, die müssen nur die Verkehrsregeln besonders gut kennen. Wenn ich jetzt so den Ausbildungsgang und den Umfang der Prüfungen sehe und mitgestalte, wird mir Tag für Tag bewusster was Fahrlehrer wirklich leisten. Wenn ich dann im zivilen Bereich sehe, was in der Branche verdient wird, steht das kaum in einem Verhältnis.
17:35 Uhr Genug für heute. Ich fahre noch in die Stadt. Ich brauche noch ein kleines Geburtstagsgeschenk fürs Wochenende. In einem Buchladen werde ich fündig. Daneben ist ein Vapiano. Dort gönne ich mir einen Salat. Ein Tuppes hinter mir in der Warteschlange beschwert sich, dass er so lange warten muss. Aber die Damen hinter dem Tresen sind wirklich schnell und auf zack, ich weiß nicht was der Typ am Schlappen hat. Ungeduld scheint derzeit schwer in Mode zu kommen.
19:30 Uhr Ankunft in meiner kleinen Pendlerwohnung. Ein bisschen Tasche packen für morgen, ein Telefonat mit der Liebsten zuhause und ein Blogeintrag.
Mein #goal2019 beinhaltet eine erneute Teilnahme an der Olympischen Distanz in Hamburg und darüber hinaus mal einen Halbmarathon zu laufen. Halbmarathon deswegen, weil das entfernte Ziel eine Triathlon- Mitteldistanz ist, und da läuft man am Ende einen Halbmarathon.
Die Wahl fiel sehr schnell auf den Lauf in Duisburg. Zum einen suchte ich eine flache Strecke und ein Event, für das ich nicht so weit fahren muss. Zum anderen sollte der Zeitpunkt deutlich vor Hamburg liegen, damit genug Zeit zum Wundenlecken bleibt.
Also Duisburg. Und ich muss sagen, das war eine sehr gute Wahl. Organisatorisch top und von der Strecke her genauso wie ich es mir gewünscht hatte. Vor etwa drei Wochen bin ich dann im Training einfach mal locker zwei Stunden durchgelaufen. Ich wollte einfach mal schauen ob ich überhaupt solange durchlaufen kann und wo ich dann km mäßig etwa liege. Dieses Training lief super gut, am Ende waren es knappe 18 Km. Auch danach habe ich mich sehr gut gefühlt. Also beste Voraussetzungen um den ersten Halbmarathon in etwa 2:15 h zu laufen. So das theoretische Ziel.
Was ich nicht so eingeplant hatte war, dass am 2. Juni der Lorenz am Himmel knallt wie bekloppt und den Sommer im Ruhrgebiet einläutet. So stehe ich also um 10 Uhr an der Startlinie und bin schon am schwitzen ohne einen Meter gelaufen zu sein. Na das kann ja heiter warm werden …
Dann der Startschuss. Die Masse setzt sich in Bewegung. Ich laufe locker los, ich fühle mich super. Naja, denke ich, das könnte ja wirklich gut klappen heute. Nach etwa einem Kilometer kurzer Blick auf die Uhr: Pace passt, Gefühl dazu stimmt auch, also weiter so. Das tolle in Duisburg: Es laufen Brems- und Zugläufer mit einem gut sichtbaren Luftballon am Hosenbund in festgelegten Zielzeiten mit. Ich laufe meinem Plan folgend also dem Luftballon mit der Zielzeit 2:15 h hinterher. Und das klappt lange erstaunlich gut. Um mich herum eine Gruppe aus Selm samt mitlaufender Trainerin, die diese Gruppe im vorgegebenen Tempo hält, um alle zusammen ins Ziel zu bringen.
Die Hitze ist wirklich heftig. Ich frage mich ob das schon die angekündigten 30 Grad sind. Is eh wurscht, denn ich fühle mich wie in einer finnischen Sauna. Bei Km 5 dann der erste Verpflegungspunkt. Der Durst ist jetzt schon riesig. Mir schwant, dass das kein Spaziergang wird. Dann geht es erstmal relativ gut weiter bis Km 10, dort wartet mein Fanclub auf mich, um mir zuzujubeln. Die Hitze fängt an mir den Lauf schwer zu machen. Ich nehme einen Gang raus. An der nächsten Verpflegungsstation gehe ich ein paar Meter, statt zum Wasser greife ich zur Cola, mache meine Kappe im Wasserbecken nochmal nass und trabe weiter. Mein Luftballon ist weg. Aber egal, wenns nicht schneller geht, dann wenigstens heile ins Ziel kommen. Um mich herum leiden immer mehr an der Hitze. Jeder versucht irgendwo zu laufen wo Schatten ist. Ich sehe den ersten am Rand, der von zwei Sanitätern betreut wird. Dann kommt Km 14, einmal die Autobahnbrücke herauf, das geht noch, wieder runter auch, und dann gehts nochmal eine kleine Steigung rauf unter einer S-Bahn-Station hindurch. Und dann passiert es: Meine Beine machen schlapp. Irgendwie geht grad nichts mehr, ich muss tatsächlich gehen. Ich gehe erst langsam dann etwas strammer bis zur nächsten Verpflegungsstation. Dort trinke ich nochmal ordentlich und mit Ruhe. Jemand hält einen Wasserschlauch auf die Straße und ich nutze diese Abkühlung. Dann gehe ich noch ein Stück. (Insgesamt wird es wohl ein ganzer Kilometer im Schritttempo gewesen sein). Es nützt ja nix. Mir wird klar: Jetzt gehts nur noch darum ins Ziel zu kommen. Oder anders gesagt: Es beginnt der Wettlauf mit dem Besenwagen.
Irgendwann trabe ich wieder los. Die Strecke verläuft durch ein paar Wohngebiete. Was ich hier jetzt erlebe ist MEGA: Die Anwohner sind alle auf dem Bürgersteig. Manche haben die Stereoanlage voll aufgedreht. Alle feuern die Läufer an. Teilweise haben sie eigene Getränkestände mit Wasser aufgestellt, manche reichen auch ein Bier, alle paar Häuser hat jemand seinen Gardena-Gartensprenger aufgestellt oder hält den Wasserschlauch einfach selbst in die Luft. Diese Abkühlung tut wirklich gut. Das ist ein unglaublicher Motivationsschub. Zwei drei mal muss ich noch ein paar Meter gehen, aber die letzten drei Kilometer kann ich durchlaufen. Dann sehe ich in einiger Entfernung schon das Stadion des MSV Duisburg. Dort geht es durch einen kleinen Tunnel mit Blitzlicht und lauter Musik. Die letzten Meter sind eine Runde durchs Stadion. Die ist echt zum genießen. Und genau für diesen Moment lohnt es sich das Ding bis zum Ende durchzuziehen.
Am Ende sagt die Uhr 2:35:55 h. Keine Glanzzeit, deutlich am Ziel vorbei. Aber was solls? Es ist der erste Halbmarathon in meinem Leben und ich bin immerhin ins Ziel gekommen. 1:0 für mich gegen den Besenwagen.
Und dann gibt es auch noch was schönes zum Lachen: Am Stand, an dem man sich sein Finischer-Shirt abholen kann, kommt es zu folgendem Dialog zwischen dem Mann hinter dem Stand und einem davor stehenden Prollo, die Brust raus, den Bauch eingezogen: „Ey kannisch auch Frauen-Shirt haben?“ – „Hä? Wieso?“ – „Na weissu, is tailliert, betont mehr die Muskeln un so.“
Da ich ja eher nicht so der muskulöse Typ bin, habe ich das Männer-Shirt genommen.