sowas wie Dich habe ich noch nie erlebt. Du warst Himmel hochjauchzend und zu Tode getrübt zugleich. Du hast mir die wunderbarsten Menschen in mein Leben gebracht und sie kurze Zeit später wieder weggenommen. Du hast mich Geduld gelehrt, und mir beigebracht, dass ich loslassen lernen muss. Du hast mir zweimal ein dickes Ende beschert, aber mir auch einen Neuanfang gegönnt. Du hast mir viel Zeit in Wartezimmern von Ärzten gegönnt, an dessen Ende dann doch nur ein mit den Schultern zuckender Arzt hinter seinem Schreibtisch saß. Du hast mir Selbstvertrauen gegeben, indem Du mich gelehrt hast ein sportliches Ziel zu setzen und es dann mit Willen und Fleiß zu erreichen.
Demut, Hoffnung und Glaube an mich selbst. Dafür danke ich Dir. Ich bin Dir nicht böse, aber 2018 darf es ruhiger angehen lassen als Du.
Du wirst mir lange in Erinnerung bleiben. Machs gut!
Auch in diesem Jahr gibt es Soldaten, die den Heilig Abend im Einsatzland fern von ihren Liebsten verbringen müssen. Ich selbst habe diese Erfahrung gottseidank bisher nur einmal machen müssen. Aber dieser Heilige Abend wird mir für immer in Erinnerung bleiben.
In dem großen Verpflegungszelt steht ein geschmückter Weihnachtsbaum. Schummeriges Licht und Kerzen sollen wenigstens für etwas besinnliche Stimmung sorgen. Als im August durch das Einsatzführungskommando in Deutschland abgefragt wurde, wie viele Weihnachtsbäume in diesem Jahr für das deutsche Einsatzkontingent in Kabul benötigt werden, hat das noch ein leichtes Schmunzeln bei mir ausgelöst. Der Termin für die Anforderung von Weihnachtskulturmaterial ist bestimmt in irgendeinem logistischen Konzept für den Einsatz festgeschrieben. Da bin ich sicher.
Fast Alle Soldaten, die in dieser Stunde nicht irgendwo im Missionsgeschehen eingebunden sind, sind hier versammelt. Von meinen knapp 70 Männern sind alle da bis auf zwei. Einer liegt krank im Bett, vom zweiten berichtet mir einer meiner Feldwebel, dass er sich abgemeldet hat, weil er sich ebenfalls krank fühlt.
Es gibt Hirschgulasch, Knödel und Rotkohl. Es gibt für jeden sogar ein Geschenk: Ein Taschenmesser mit integrierter LED-Taschenlampe. Die Begeisterung hält sich in Grenzen. Auch wenn es gar nicht mal so ungemütlich ist, ich kann jedem aus dem Gesicht lesen, dass er eigentlich jetzt lieber mit Zuhause telefonieren würde anstatt hier zu sitzen.
Nach dem Weihnachtsessen gehe ich auf dem Weg zu meiner Unterkunft noch an meinem Arbeitsplatz vorbei, weil ich dort das Ladekabel für mein Handy vermute. Ich stutze, denn die Tür ist offen. Dann stutze ich nochmal: Ganz allein mit einer Kerze vor sich sitzt er da mit Tränen im Gesicht. Also hat er sich nicht einfach nur abgemeldet weil er sich krank fühlt. Ich schließe die Tür und setze mich zu ihm. Eine ganze Weile schweigen wir uns an. Irgendwann bricht er sein Schweigen. Er erzählt wie er an einem Heilig Abend beide Zwillinge mit einem Schlag durch einen plötzlichen Kindstod verlor. Wie er panisch versuchte beide gleichzeitig wiederzubeleben, während seine Frau den Krankenwagen gerufen hat. Von dem Hoffen und Bangen als der Notarzt alles versuchte, und von dem Moment als klar war, dass alle Mühen umsonst waren. Von der Zeit danach, und dass seitdem Weihnachten nicht mehr wie Weihnachten ist.
In meiner Ausbildung habe ich zum Thema Menschenführung vieles darüber gelernt wie man solche Situationen handhaben soll. Doch jetzt in diesem Moment lässt sich nichts davon anwenden.
Mein Zeitgefühl ist völlig weg. Irgendwann trocknen seinen Tränen und wir erzählen uns lustige Geschichten und von unseren peinlichsten Weihnachtserlebnissen. Als wir aufstehen, um zu gehen, nimmt er mich in den Arm. „Danke fürs zuhören.“
Auf dem Weg zur Unterkunft begegne ich niemandem. Meine Gedanken kreisen. Mir wird klar wie viel Glück ich eigentlich bisher im Leben hatte. Der Himmel ist sternenklar, alles ist still. Stille Nacht.
Was machst Du eigentlich den ganzen Tag? Das frage ich mich oft selbst. Deshalb folge ich gerne der Initiative von Frau Brüllen am 5. jeden Monats dem Tagebuchbloggen zu frönen.
Seit letzter Woche bin ich als „Trainingsteilnehmer“ unterwegs. Da die Prüfungen noch weit entfernt sind ist alles noch recht entspannt. Ansonsten verlaufen die Ausbildungstage an einer Hochwertausbildungseinrichtung der Bundeswehr immer relativ im gleichen Rhythmus.
05:50 Uhr
Der Wecker klingelt. Morgentoilette. Outfit of the Day: Tupfenanzug.
06:20 Uhr
Frühstück in der allseits beliebten Truppenküche. Wobei ich mich darüber nicht beschweren will, denn zumindest beim Frühstück ist das Preis-Leistungs-Verhältnis unschlagbar.
07:30 Uhr Die Show Der Unterricht beginnt. Zunächst im Fach Bau und Betrieb. Es dreht sich heute um Generatoren und Starterbatterien. Also was mit Strom. Also nix für mich. Als Maschinenbauingenieur kommt man durchweg mit nur zwei Regeln der Elektrotechnik klar:
1. Rot ist Schwarz und Plus ist Minus.
2. Plus und Masse knallt klasse.
Das hat bisher immer gereicht und muss auch weiterhin reichen.
09:30 Uhr
Weiter gehts mit dem Fach Straßenverkehrsrecht. Genauer gesagt mit der Fahrzeugzulassungsverordnung und der Straßenverkehrszulassungsordnung.
Dabei stelle ich fest: Dem Gesetzgeber ist der Begriff „keep it simple“ nicht geläufig.
11:40 Uhr
Mittagessen in der immer noch allseits beliebten Truppenküche. Ich freue mich, denn es gibt Grünkohl. Das können die hier im Norden ganz gut. Der Nachtisch gleicht äußerlich einer Portion Bauschaum, schmeckt aber überraschend gut.
12:45 Uhr
Siehe 09:30 Uhr
14:30 Uhr
Sport. Es gibt eine Sache, die ich sehr an meinem Beruf schätze. Und das ist die Möglichkeit während der Dienstzeit Sport treiben zu können. Ich nutze die Zeit heute für ein kleines entspanntes Läufchen, denn so steht es in meinem Trainingsplan, den ich neuerdings verfolge. Denn der nächste Triathlon ist schon gebucht.
Weil ich in letzter Zeit auf längeren Strecken Probleme mit wund gescheuerten Stellen und Blasen an den Füßen habe, teste ich das mir jüngst empfohlene Produkt 2skin, ein Gel, das man vor dem Lauf oder der Radtour auf die entsprechenden Hautstellen aufträgt. Und ich muss sagen: Super! Sehr überzeugend.
18:00 Uhr
Die Lerngruppe trifft sich zum lernen. Naja, gelernt wird zwar auch, aber es geht auch ein bisschen um geselliges Beisammensein. 😉
20:00 Uhr
Die Lerngruppe beschließt einstimmig zum Dienstabschlussbier überzugehen.
22:00 Uhr
Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett. Und der wird grad richtig spannend. Vor kurzem habe ich die isländische Autorin Yrsa Sigurðardóttir für mich entdeckt und für sehr gut befunden. Prädikat: Sehr lesenswert!
In den Aufzug steigen, aus dem der Kollege ganz erschrocken und mit hochrotem Kopf rausrennt. Weil er nen Furz from Hell hinterlassen hat. Bin jetzt bereit für den Apnoe-Weltrekord.