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Meine erste Olympische Distanz beim Triathlon in Hamburg (Teil 5: Ein schwerer Lauf ins Ziel)

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Der Wechsel vom Radfahren zum Laufen geht relativ zügig. Laufschuhe an und ab. Der Ausgang zur Laufstrecke ist fast direkt neben meinem Fahrrad.

Die Laufstrecke führt zunächst an der Wechselzone entlang und dann entlang der Außenalster durch eine sehr noble Gegend mit schicken Häusern. Nach etwa einem Kilometer kommt die erste Verpflegungsstation. Schon als ich losgelaufen bin, hat sich meine Blase gemeldet, mit dem Wunsch entleert zu werden. Es nütz nichts, ich muss aufs Häuschen…..
Vom Dixi geht es weiter mit grober Richtung Norden. Meine Beine brennen. Die Lunge sticht. Aus meinem Laufen wird eher ein Traben, dann ein Gehen. Ich bin sehr erschöpft und es sind wenn überhaupt erst zwei Kilometer von den insgesamt zehn geschafft. Es nützt nichts. Ich gehe ein paar Meter. Aufgeben? Bis hier hin ist es eigentlich gar nicht schlecht gelaufen, aber ich habe keine Ahnung wie ich das Laufen überstehen soll. Die Hitze macht mir zudem stark zu schaffen, obwohl die Laufstrecke viel im Schatten liegt.

Beim Laufen ist beissen angesagt. Aufgeben ist keine Option. (Foto: FinisherPix)

Ich werde von vielen Läufern überholt, vor mir muss auch jemand auf Gehen umschalten. Plötzlich klopft mir von hinten jemand im Vorbeilaufen auf die Schulter, dreht sich zu mir um und schnauft: „Allez! Allez!!!“. Ein deutlich älterer Franzose läuft vor mir her, dreht sich nochmal um und klatscht in die Hände. Recht hat er! Allez! Nicht Geh! Und ich trabe wieder locker los, hangele mich langsam von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation. Irgendwann sehe ich ein Schild „Wendepunkt 200m“, das sollte eigentlich Schwung geben, stattdessen wechsle ich nochmal zum Gehen. An der Verpflegungsstation am Wendepunkt trinke ich nocheinmal in Ruhe etwas und kippe mir Wasser über den Kopf. Die zweite Hälfte laufe ich durch. Es fühlt sich zwischenzeitlich an, als ob meine Knie etwa zwei Meter vor mir her laufen.

Je näher ich an den Rathausplatz komme, desto mehr Zuschauer stehen wieder am Rand. Einige haben ein Pappschild in der Hand und halten es auf die Laufstrecke. Darauf ein großer Punkt und die Aufschrift „Tap here to power up!“. Das mache ich. Und es wirkt.
Der letzte Kilometer ist zum genießen. Ab hier ist die Strecke komplett abgesperrt. Die Leute links und rechts hinter der Absperrung rufen mir motivierende Dinge zu wie „Gleich hast Du es geschafft!“ oder „Ist nicht mehr weit! Super!“. Etwa 500 Meter vor dem Ziel dann ein Schild: „Jetzt umkehren wäre auch blöd!“, ich muss schmunzeln. Die letzten 100 Meter über den blauen Teppich, Cheerleader links und rechts. Jeder der hier einläuft bekommt riesigen Applaus von der Tribüne. Ein echt irres Gefühl. Mein Körper schüttet Endorphine aus und dann … über die Ziellinie… GESCHAFFT!
Ich kanns kaum glauben, aber ich bin tatsächlich im Ziel. Vor über drei Stunden wollte ich fast den Kampf im Wasser aufgeben, vor einer Stunde dachte ich noch, den Lauf schaffst Du nicht mehr. Und jetzt bekomme ich eine Finishermedaille umgehängt. Ich stehe komplett neben mir.

Schaulaufen auf dem blauen Teppich. (Foto: FinisherPix)
Angekommen im Ziel. Ein kleiner Traum ist wahr geworden. (Foto: FinisherPix)

Im Zielbereich hole ich mir erst ein Wasser und dann ein alkoholfreies Bier. Auch beim Streuselkuchen muss ich zugreifen. Alle, die hier eine Medaille um den Hals haben, können gar nicht mehr aufhören mit dem Grinsen. Ich genieße noch etwas diese besondere Atmosphäre bevor ich mich aufmache und meinen Startbeutel abhole.

Finisher! (Foto: FinisherPix)

Etwas abseits ist eine Athletenarena eingerichtet. Hier gibt es Duschen, Essen und Trinken und man kann sich massieren lassen. Da ist der Andrang allerdings sehr groß, deswegen entscheide ich mich nur die Dusche zu nutzen. Außerdem gibt es hier einen Stand, an dem man sich seine Zeiten auf die Medaille eingravieren lassen kann. Alles hier ist ausgesprochen ruhig. Es wird kaum gesprochen, null Hektik. Ich nehme mir noch etwas zu trinken und eine Banane, setze mich auf eine Bank und genieße frisch geduscht mit gravierter Medaille um den Hals noch etwas diese Ruhe.
Erst um 17 Uhr kann ich wieder in die Wechselzone und meine Sachen holen. Die Zeit bis dahin verbringe ich etwas auf der Tribüne im Zielbereich. Ich besuche noch die Messestände und streichle etwas schöne neue Triathlonräder. Dann sitze ich noch etwas an der Alster in die Sonne. Über allem liegt eine unglaubliche Zufriedenheit.
Am Abend gehe ich in ein nahegelegenes Steakhaus. Zum Essen gibt es das Fußballfinale in Moskau.

Da is das Ding!

Hier gehts zurück:
Teil 1: Anreise
Teil 2: Der Tag davor
Teil 3: Raceday, das Freiwasser und ich als Michelinmännchen
Teil 4: Radfahren mit Sightseeing inklusive

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Meine erste Olympische Distanz beim Triathlon in Hamburg (Teil 4: Radfahren mit Sightseeing inklusive)

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Es dauert lange bis ich mich aus meinem Neoprenanzug herausgepellt habe. Ich bin bereits nach der ersten Disziplin ganz schön fertig. Radshirt und Socken anziehen ist schwer, weil ich pumpe wie ein Maikäfer. Schnell noch etwas trinken, dann Helm auf, Startnummer umschnallen, Fahrrad schnappen und los gehts. Jetzt erstmal die 500 Meter zur Radstrecke laufen. Und die nehmen überhaupt kein Ende. Gefühlt dauert diese Wechselzeit genauso lange wie das Schwimmen davor.
Dann sehe ich schon die Zeitnehmermatte. Es piept zweimal laut und deutlich, ein Ordner ruft mir zu „Erst hinter der grünen Linie aufsteigen!“

Und los gehts! Ich trete erstmal langsam an, um mich etwas zu erholen. Die Radstrecke ist schon recht voll. Zunächst geht es durch einen Tunnel. Dann führt die Strecke durch die Altstadt von Hamburg. Weiter am Freihafen vorbei und ich sehe die Elbphilharmonie. Und jetzt fängt es richtig an Spaß zu machen. Zum ersten mal realisiere ich, dass ich wirklich dabei bin. In Hamburg. Auf der Kurzdistanz. Wo ich so gerne hin wollte. Ich nehme deutlich Tempo auf. Wenn ich diese Geschwindigkeit im Schnitt halten kann, dann wird das auch beim Radfahren eine Zeit mit der ich zufrieden sein kann.
Die Strecke führt dann weiter an der Norderelbe entlang in Richtung Altona. Auch an der Radstrecke hat sich einiges an Zuschauern versammelt.

Plötzlich wird es schwer in die Pedale zu treten, ich schalte runter. Was ist DAS denn? Es geht plötzlich bergauf! BERGAUF! In Hamburg! In Norddeutschland! Also damit hatte ich nicht gerechnet. Mein Tempo wird deutlich langsamer. Innerlich fluche ich, dass ich die letzten Wochen bewusst auf flacher Strecke trainiert habe, weil es doch in Norddeutschland keine Berge gibt ….

Ehrfürchtiger Blick zu den Hamburger Alpenpässen, mit denen ich mal so gar nicht gerechnet habe. (Foto: FinisherPix)

Nach der Bergetappe kommt der Wendepunkt. Ich rumpel über eine Zeitnehmermatte und dort wo es bergauf geht, geht es auch wieder bergab. Weil die Straßenverhältnisse nicht die allerbesten sind, traue ich mich allerdings nicht mit voller Geschwindigkeit da herunter zu donnern. Dann sehe ich kurz hintereinander zwei Mann, die einen platten Reifen haben und dabei sind den Schlauch zu wechseln. Ich spreche ein Stoßgebet, dass mir das erspart bleibt. Die Runde endet mit einer Schleife über die Lombardsbrücke. Dann gehts weiter in die nächste Runde. Insgesamt sind drei Runden zu absolvieren. Die zweite Runde läuft super. In Runde 1 war ich schon nur knapp unter meiner geplanten Durchschnittsgeschwindigkeit, in Runde 2 sogar etwas darüber. Das fühlt sich alles großartig an.

Insgesamt zähle ich unterwegs mindestens sechs Leute, die einen Schlauch an ihrem Fahrrad wechseln müssen. Ich frage mich, ob das an den Straßenverhältnissen hier liegt, oder ob das vielleicht ein normaler Schnitt ist bei über 10.000 Teilnehmern.
Die dritte Runde wird am Anstieg noch einmal richtig schwer für mich. Die Waden brennen. Auf dem Rückweg in dieser Runde lasse ich es ruhiger angehen und trinke zwei Powersmoothies, um nachher noch Energie fürs Laufen zu haben. Dann die letzte Schleife auf der Brücke und wieder rein in die Wechselzone.
Ich habe fast meine Geschwindigkeit gehalten und liege in meiner geplanten Zeit. Allerdings merke ich auf dem langen Weg zum Fahrradstellplatz, dass meine Beine sehr müde sind.
Jetzt heisst es nur noch ne Runde an der Alster lang laufen und dann ins Ziel! Ganz so einfach wird es allerdings nicht …

Hier gehts zurück:
Teil 1: Anreise
Teil 2: Der Tag davor
Teil 3: Raceday, das Freiwasser und ich als Michelinmännchen

#wtshamburg #triathlon #tri #tri2be #swimbikerun #swimbikerunrepeat #goal2018 #olympicdistance #olympischedistanz #kurzdistanz #triathlonlifestyle #schwimmen #laufen #radfahren #ausdauersport #ausdauertraining #beiron #ironman #überwindedeinlimit

Meine erste Olympische Distanz beim Triathlon in Hamburg (Teil 3: Raceday, das Freiwasser und ich als Michelinmännchen)

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Sonntag, 15.07.2018. Raceday.

Der Wecker klingelt um 5:00 Uhr. Trotz deutlich zu wenig Schlaf fühle ich mich super. Für Hotelfrühstück ist es noch zu früh. Daher habe ich von Zuhause diverse Müsliriegel dabei und einen Smoothie.

Mit Rucksack auf dem Rücken, Startbeutel vor dem Bauch und Fahrrad am langen Arm gehe ich die Treppen von meinem Zimmer zur Straße hinunter. Ich radel entspannt zum Eingang der Wechselzone. Ein Kampfrichter prüft meinen Helm und mein Rad auf Regelkonformität und ob alle Startnummern richtig angebracht sind. „Viel Spaß, Dein Startblock ist dahinten in diese Richtung.“

Langsam steigt die Anspannung. Ich hänge mein Fahrrad an den dafür vorgesehenen Platz und lege mir meine Sachen zurecht. Da meldet sich auch schon meine aufgeregte Peristaltik und ich mache mich erstmal auf in Richtung DIXI-Land. Und offensichtlich bin ich nicht der einzige mit diesem Ziel ….
Um 06:30 Uhr höre ich den Startschuss für die erste Startgruppe. Links und rechts neben mir schlüpfen die ersten in ihre Neoprenanzüge. Ich will irgendwie noch nicht. Also beruhige ich mich erstmal mit einem Schluck zu trinken und mit einem Performance Smoothie. Dann steige ich auch in meine zweite Haut. Alle helfen sich gegenseitig, denn es ist gar nicht so leicht in diese Dinger rein zu kommen. In meiner Startgruppe haben alle eine goldene Badekappe. Jetzt noch die Schwimmbrille und den Startbeutel und dann muss ich auch schon los zum Start und vorher noch den Beutel abgeben.

Vor dem Schwimmeingang halten wir in unserer Startgruppe noch reichlich Smalltalk, und ich merke, es gibt hier einige, die noch deutlich aufgeregter sind als ich. Und dann gehts auch schon los. Mein Blick fällt auf ein Schild auf dem steht: „Schmerz geht, Stolz bleibt!“

Schmerz geht, Stolz bleibt! Genau so wird es sich am Ende auch anfühlen.

Hinter dem Eingang nimmt uns eine Animatöse in Empfang und macht mit uns gemeinsam ein kleines WarmUp. Gute zwei Minuten hampeln und laufen wir alle auf der Stelle und werfen unsere Arme mehr oder weniger unkoordiniert in die Luft. Wir sehen in unseren Neoprenanzügen alle aus wie schwarze Michelinmännchen auf Extasy, danach ein TSCHACKA! WIR SCHAFFEN DAS! und wir dürfen zum Wasser. Wer mag, kann am Getränkestand noch einmal zugreifen. Ich mache das nicht, denn ich habe keine Lust unterwegs in meinen nagelneuen Neoprenanzug hinein zu pullern. 😉

Wie immer gehe ich als einer der letzten ins Wasser. „Noch zwei Minuten bis zum Start!“, sagt der Ansager. Die Musik wird lauter. Er fragt uns „Seid ihr bereit für euren Triathlon?“, und „JAAAAAAAA!“ bekommt er als Antwort zurück (obwohl ich eher denke: naja, so ein bisschen…also ich hoffe). Die letzte Minute vor dem Start bricht an. Noch zehn Sekunden. Alle 120 Starter halten sich an einer Leine an der Startlinie im Wasser fest. „Fünf! Vier! Drei! Zwei! …“ Startschuss.
Nach noch nichtmal fünf Kraulzügen habe ich plötzlich Panik. Und das nicht wenig. Keine Ahnung warum. Das Atmen fällt mir schwer und alles um mich herum wird komisch. Ich versuche es nochmal, … nee … geht nicht. Ich schwimme kurz auf der Stelle …. ich denke: Scheiße, Du hättest doch nochmal irgendwie vorher im Freiwasser mit Neo trainieren sollen! … Habe ich aber nicht. Und in Berlin bei der Sprintdistanz war kein Neo erlaubt. Alles Mist… und jetzt? Aufgeben? Wo sind die anderen eigentlich hin? Eine Frau im Kanu von der Wasserwacht ruft mir zu: „Alles OK?“. Ich zeige mit meinem Daumen in die Luft. Na dann eben erstmal mit Brustschwimmen. Die ersten 50 Meter schwimme ich wie Oma Pasulke im Schwimmbad mit Kopf über Wasser. Keine Ahnung warum. Irgendwann bekomme ich die Kurve und komme zumindest in einen vernünftigen Brustschwimmrhythmus. Ich denke lange Zeit, dass alle schon weit weg sind, und ich hier ganz für mich alleine schwimme. Dann nehme ich irgendwann rings herum wieder meine Umwelt wahr und ich überhole jemanden und werde selbst auch überholt. Dann fluppt es plötzlich ganz gut. Da ist auch schon die Lombardsbrücke unter die ich durch muss in die Außenalster. Dann kommt auch schon die Wendeboje. Wieder zurück unter der Brücke durch und den Rückweg fest im Blick.
Irgendwann schätze ich es sind noch 400 bis 500 Meter bis zum Ausstieg. Auf einmal schwimmen links von mir zehn bis zwanzig Leute sehr dynamisch an mir vorbei. Moment mal? Haben die etwa eine blaue Badekappe auf? Hallo? Das bedeutet ja ….genau, die sind von der nachfolgenden Startgruppe! Verdammt! Zunächst bin ich demotiviert, aber dann rechne ich mir aus, dass wenn die zehn Minuten hinter mir sind ….. und die in einer sehr gute Zeit schwimmen …. noch 400m bis zum Ausstieg ….. zwei im Sinn …. tritratrullala … HA! Das bedeutet wenn die jetzt auf meiner Höhe sind, bin ich ja noch fast in meiner geplanten Zeit! Jawoll! Und diese Erkenntnis trägt mich ins Ziel. Noch einmal unter einer Brücke durch in die Kleine Alster. Am Rand stehen unglaublich viele Leute und feuern uns an. Am Schwimmausstieg helfen mir zwei Leute auf die Beine.

Das Michelinmännchen tapert fix und fertig in Richtung Wechselzone. (Foto: FinisherPix)

Mein Kreislauf braucht einen Moment sich in der aufrechten Lage zu fangen. Dann registriere ich die ganze Leute rechts und links am Weg zur Wechselzone. Ich trabe los, öffne dabei meinen Neo, Badekappe ab und der Blick auf die Uhr: 40 Minuten. Wie geil! 37 waren geplant, da hat mich die kleine Panikattacke und das Brustschwimmen gar nicht mal so viel Zeit gekostet. Ich freu mich tierisch. Zu meinem Fahrrad in der Wechselzone sind es ca. 250 Meter, vorbei an all den Leuten und an der Sambatruppe am Eingang zur Wechselzone. Super! Jetzt fängt es an richtig Spaß zu machen. Und ich stelle fest: Mein Fahrrad ist nicht das einzige, das noch in meinem Startblock steht.

Eingang zur längsten Wechselzone der Welt.

Hier gehts zurück:
Teil 1: Anreise
Teil 2: Der Tag davor

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Meine erste Olympische Distanz beim Triathlon in Hamburg (Teil 2: Der Tag davor)

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Samstag, 14.07.2018, der Tag vor dem großen Tag.
Das Hotel hat einen Garten, in dem man frühstücken kann. Wunderbar! Die Hotelwahl war schonmal genial stelle ich fest. Und außerdem ist es nur wenige hundert Meter vom Ballindamm, und somit der Wechselzone, entfernt.

Idyllischer Garten im Hotel.

Nach einem wunderbar entspannten Frühstück mache ich mich auf in Richtung Jungfernstieg. Heute gehen die Triathleten für die Sprintdistanz an den Start. An der Lombardsbrücke muss ich die Radstrecke überqueren. Vorher schaue ich ein wenig den vorbeirauschenden Radfahrern zu.

Radstrecke kurz vor der Lombardsbrücke.

Hier klicken: Video Radstrecke

Plötzlich frenetischer Applaus aus allen Ecken. Ich schaue nach rechts und erkenne Warum: Ein Mann etwa in meinem Alter hat einen Anhänger an seinem Fahrrad. Darin sein schwerstbehindertes Kind. Er muss ganz schön treten, um das Tempo der anderen annähernd mitzuhalten. Es ist sehr, sehr rührend zu sehen wie er sein Kind voller Stolz über diese Triathlondistanz bringt und das Kind einen Mords Spaß dabei hat. Einfach schön.

Ich schlender die Wechselzone entlang. Dabei stelle ich fest, dass diese 500 Meter doch irgendwie sehr lang sind. Der Ausgang zum Laufen am einen, der Ausgang zum Radfahren am anderen ende. Das ist wirklich sehr weit, denke ich. Das ich VERDAMMT weit! Das ist auch nicht schön, denke ich. Und ich denke weiter: Das ist ein ganzer Kilometer, den ich allein in der Wechselzone zwischen Rad- und Laufstrecke zusätzlich zurücklegen muss! Samson aus der Sesamstraße würde diesen Umstand mit einem „Uijuijuijuijui!“ kommentieren ….

Am Jungfernstieg schaue ich bei einigen Schwimmstarts zu. Dabei merke ich wieder, dass ich immer noch auf Kriegsfuß mit dem Freiwasserschwimmen stehe. Es gelingt mir für den Rest des Tages diesen Gedanken zu verdrängen.
Weiter gehts zum Schwimmausstieg an der Kleinen Alster. Einige kommen völlig entkräftet aus dem Wasser. Das Schwimmen ist für viele Triathleten der größte Kampf mit sich selbst, zumindest bei den Anfängern. Aber die hier haben es geschafft, und sie ernten reichlich Applaus von den zahlreichen Zuschauern hier.

Die letzten Meter der Schwimmstrecke.
Schwimmausstieg an der „Kleinen Alster“.

Hier klicken: Video Schwimmstart

Hier klicken: Video Schwimmausstieg

Nicht weit vom Schwimmausstieg entfernt ist der Zieleinlauf. Hier wird jeder Finnischer mit Jubel uns Applaus und von einer Sambatruppe empfangen. Die Stimmung hier ist einfach nur großartig. Riesiger Jubel setzt ein, als der Sportler mit seinem behinderten Kind in die Zielgerade einbiegt und den Anhänger über die Ziellinie schiebt. Gänsehaut pur!
Der älteste Teilnehmer an diesem Tag ist übrigens 84 Jahre alt.

Am Abend schaue ich mir die Elitesportler an, die Profis, die im Rahmen der ITU World Triathlon Series in einer Sprintdistanz um Punkte kämpfen. Die Leistungen dieser Sportler sind sehr beeindruckend.

Berauscht von all diesen Eindrücken kommt mir noch einmal die Theorie des Carboloading in den Sinn und ich entscheide mich für eine Pizza zum Abendessen.
Zurück im Hotel bringe ich meine Startnummer am Fahrrad an und packe meinen Startbeutel und meine Tasche für die Wechselzone.

Die Startnummer für den Rennesel.

Die Nacht wird früh zu Ende sein, denn um 6:00 Uhr muss ich beim Checkin in der Wechselzone stehen.
Die Bilder des vergangenen Tages und die Gedanken an den kommenden Tag lassen mich nur wenig schlafen, aber damit kann ich leben.

Hier gehts zurück:
Teil 1: Anreise

Am Ende dieses Beitrages noch ein paar Videos und Eindrücke vom Profirennen:

Wechsel 1 vom Schwimmen aufs Rad

Radfahren

Laufen

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Meine erste Olympische Distanz beim Triathlon in Hamburg (Teil 1: Anreise)

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Am Freitag, den 13.07.2018 ist es soweit. Ich lade früh morgens mein Fahrrad und meine (gefühlt gesamte) Sportausstattung in das extra dafür gemietete Auto. Mein Nissan Micra ist für solche Gepäckgrößen weniger geeignet.

Packtag
Packtag. Oder: Tetris im Auto.

Die Vorfreude ist riesig. Ich hätte vor einiger Zeit nie gedacht, dass ich so etwas mal mache. Und nun ist es in zwei Tagen soweit. Ich nehme am Hamburger Wasser World Triathlon teil, auf der Kurzdistanz!
Der Weg bis hierhin war mit hohen Hürden bestückt: Ständig irgendwie krank, immer wieder Änderungen im Trainingsplan wegen dem Dienst. Irgendwann hatte ich sogar mal überlegt die ganze Sache abzublasen. Nur irgendwie wollte ich dieses Ziel nicht aufgeben und habe dann den Entschluss gefasst: Du schaffst das sicherlich nicht in Deiner geplanten Zeit, aber irgendwie wirst Du Dich schon ins Ziel schleppen.
Ob das klappt, werde ich am Sonntag sehen. Ich schwanke quasi stündlich zwischen riesigem Zweifel und hochmotiviert.

In Hamburg angekommen gestaltet sich die Parkplatzsuche am Hotel äußerst schwierig. Im Hotel kann ich aber relativ günstig in einer Tiefgarage einen Parkplatz dazu buchen. Dort wird das Auto in eine Box gefahren und wie in einem Hochregallager gestapelt. Kein Witz! Leider habe ich total vergessen dieses Highlight zu filmen. Ich kann aber versichern: Mein Ingenieur-Herz hat Purzelbäume geschlagen.

Nach dem Einchecken im Hotel mache ich mich auf den Weg, um meine Startunterlagen auf dem Gänsemarkt abzuholen. Ganz stolz lege ich meine Anmeldeunterlagen und meinen Personalausweis auf den Tisch. Dafür bekomme ich dann allerhand Zeugs: Infoheft, Badekappe, Startnummer, Zeitchip, Startbeutel, Trinkflasche und (absolut männlich!) von Dove einen drei in eins Duschschaum. Dusche, Rasur und Pflege in einem! Hammer! (Spoiler: Ich dusche am Abend völlig normal mit Duschgel vom Hotel).

Ich glaube zwar nicht an die Theorie vom Carboloading, aber ich stärke mich anschließend bei Vapiano mit einer Portion Pasta. Man kann schließlich nie wissen.
Satt und gestärkt mache ich mich auf zum Erkunden. Die Wechselzone wird grade noch aufgebaut, der Zielbereich am Hamburger Rathaus ist fertig, beim Schwimmausstieg wird noch fleißig gewerkelt. Überall wird blauer Teppich ausgelegt, Werbebanner, eine große Tribüne.

Hier werde ich am Sonntag ins Ziel einlaufen. Nach 1500 Meter schwimmen, 40 Km radfahren und 10 Km laufen.
So jedenfalls der Plan.
Schwimmausstieg in the Making
Am Schwimmausstieg an der Kleinen Alster wird noch fleißig gewerkelt.

Ich kann irgendwie immer noch nicht glauben, dass ich hier dabei sein soll. So langsam steigt dann doch etwas Nervosität in mir auf. Unterwegs treffe ich jede Menge andere Teilnehmer. Wir erkennen uns gegenseitig an dem blauen Startbeutel. Gemeinsam erkunden wir die Wege von und zur Wechselzone. Und egal auf wen man trifft, es werden immer zu Beginn die gleichen Fragen geklärt:
1. Rookie oder alter Hase?
2. Sprint oder olympisch?
3. Startzeit?
4. Geplante Zeit?
Man hilft sich, tauscht Informationen und Erfahrungen aus. Und ich merke, auch alte Hasen sind sehr nervös und aufgeregt.

Wechselzone
Der Ballindamm wird in die längste Wechselzone der Welt verwandelt. Sie ist 500 Meter lang. Was das wirklich bedeutet, werde ich noch merken.

Den Abend verbringe ich im Hotel. Ich studiere das Infoheft und versuche herauszufinden wo ich meinen Startbeutel abgeben muss, und ich überlege was ich nach dem Wettkampf alles brauche und da rein packen muss.
In dieser Nacht schlafe ich trotz aller Aufregung erstaunlich gut.

Programm

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#wmdedgt 8/2018 mit Sportcontent und etwas aus dem Reich der Tiere

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Heute ist der 5. August und ich habe mich schon lange nicht mehr gefragt was ich eigentlich den ganzen Tag so mache. Daher wird es mal wieder Zeit dafür. Getreu der Initiative von Frau Brüllen, die das Tagebuchbloggen großartig beherrscht.

07:00 Uhr
Der Wecker klingelt für einen Sonntag echt früh. Aber: Heute habe ich was schönes vor.

08:15 Uhr
Nach einem gemütlichen Sonntagsfrühstück mache ich mich früh auf nach Sassenberg. Dort gibt es heute jede menge Triathlon. Für mich aber nur als Zuschauer. Eigentlich hatte ich auch hier geplant selbst an der olympischen Distanz teilzunehmen. Vor etwa drei Wochen habe ich das bereits zum ersten mal in meinem Leben in Hamburg getan (darüber werde ich noch etwas ausführlicher berichten).
Sassenberg hatte ich als Backup geplant, falls mir für Hamburg etwas dazwischen kommt, oder wenn alles normal läuft, als zweites Highlight in dieser Wettkampfsaison.
Da mein Körper nach der Aktion in Hamburg massiv gestreikt hat, habe ich mich in Sassenberg als Teilnehmer wieder abgemeldet. Das Training für Hamburg war definitiv suboptimal und nachdem ich danach mehrere Tage mit einem Infekt im Bett verbracht hatte, wollte ich mein Glück in Sassenberg nicht herausfordern.

Zieleinlauf Sassenberger Triathlon 2018
Wenn ich da schon nicht durchlaufen darf, dann wenigstens ein Foto davon machen.

09:30 Uhr
Angekommen in Sassenberg, mache ich mich auf die Suche nach zwei Freunden, die nun ohne mich am Triathlon teilnehmen. Die Stimmung vor Ort ist super, alles sehr gemütlich und familiär. Das Wetter ist nicht ganz so heiß wie in den letzten Tagen, jedoch ist das Wasser so warm, dass das Schwimmen nur ohne Neopren erlaubt ist. Wie schon so häufig in dieser Wettkampfsaison. Der Neoprenanzug soll auf langen Schwimmstrecken vor dem Auskühlen schützen. Tatsächlich ist er aber auch eine unglaubliche Hilfe was die Wasserlage angeht, und dadurch ist das Schwimmen deutlich leichter und auch schneller als ohne diese zweite Haut. Daher sind nicht alle so begeistert davon nur in Badebuxe zu schwimmen.

10:45 Uhr
Startschuss.
Die nächsten drei Stunden verbringe ich mit wandern zwischen Schwimmstart, Wechselzone, Radstrecke, Laufstrecke und Zielbereich. Wenn ich schon nicht mitmachen kann, dann wenigstens die Leistung der anderen in Bildern festhalten.

Schwimmstart beim Sassenberger Triathlon 2018
Beim Schwimmstart wurde ein sogenannter „Rolling Start“ durchgeführt, um das Gerangel beim üblichen Massenstart etwas zu entschärfen. Dazu wurden etwa alle drei bis fünf Sekunden jeweils fünf Starter ins Wasser gelassen.

14:45 Uhr
Beide Freunde sind im Ziel. Der eine schon nach 2:21 Stunden, der andere nach 3:04 Stunden. Super Leistungen. Ich freue mich und verputze zur Feier des Tages erstmal eine Bratwurst am Grillstand. Denn auch das Mitfiebern für andere zehrt an den Kräften.

15:20 Uhr
Nach der Siegerehrung verabschiede ich mich und mache mich auf den Weg nach Hause. Im nächsten Jahr werde ich mich definitiv wieder in Sassenberg anmelden, denn was als Zuschauer schon schön ist, kann als Teilnehmer nur noch besser werden.

16:30 Uhr
Etwas müde lege ich mich aufs Sofa. Im Fernsehen läuft etwas mit Tieren. Ich glaube es ging um die Tierwelt im Alpenvorland an der Isar und wie diese so durchs Jahr kommen. Schon seit meiner Kindheit kucke ich Sendungen mit Tieren unheimlich gern. Vielleicht liegt das daran, dass die Welt der Tiere nicht so kompliziert und nervig ist wie manchmal die Welt der Menschen. Die Regeln sind einfach: Wer nicht schnell genug ist, der wird gefressen. Wer faul ist, der kommt nicht durch den Winter.
Allerdings: Das Imponiergehabe, um das andere Geschlecht zur Fortpflanzung zu begeistern, ist bei Mensch und Tier erstaunlich ähnlich.

Tiere im TV
Igel beim Kuscheln. Ob das gut geht?

17:30 Uhr
Die Bratwurst ist verdaut. Zeit den nächsten Teller für die Futterluke vorzubereiten. Die einfachen Dinge sind dabei oft die besten. Kohlrabi, Salami, Käse. Mehr braucht es nicht, um glücklich zu sein.

Abendessen
Einfach aber lecker: Kohlrabi, luftgetrocknete Salami und Manchegokäse.

18:45 Uhr
Die Temperatur auf dem Balkon wird langsam erträglicher. Also wird heute mal outdoor gebloggt.

Outdoorbloggen
Der Place To Be im Sommer: Balkonien.

20:15 Uhr
Tatort.

Hauptstadt-Triathlon 2018

Hauptstadt-Triathlon 2018 published on Keine Kommentare zu Hauptstadt-Triathlon 2018

In meinem zweiten Triathlonjahr wollte ich an größeren Veranstaltungen fernab der Heimat teilnehmen. So zieht es mich für meinen ersten Triathlon in diesem Jahr in die Bundeshauptstadt. Auf dem Plan steht noch einmal eine Sprintdistanz, um das neue Rennrad und den Neoprenanzug unter Wettkampfbedingungen zu testen. Da ich die letzten Monate viel mit Krankheiten zu kämpfen hatte wird das nun der ultimative Test, ob ich ich überhaupt an der geplanten Kurzdistanz in Hamburg teilnehmen werde.

Am Vorabend schon die erste schlechte Nachricht: Die Wassertemperatur in der Spree liegt bei 23,8 Grad. Das bedeutet Schwimmen ohne Neopren. Die offizielle Messung am Wettkampftag bestätigt das.

Bevor meine Startwelle ins Wasser darf, gehen noch die Teilnehmer der Kurzdistanz ins Wasser. Der letzte Schwimmer dieser Gruppe kämpft sich mühsam nach über einer Stunde in Richtung Ufer. Einer der Helfer springt spontan ins Wasser und schwimmt ihm entgegen, um ihn zu motivieren. Als die beiden gemeinsam aus dem Wasser kommen, setzt großer Applaus ein. Die Stimmung ist super.

Dann dürfen wir Sprinter ins Wasser und an die Startlinie schwimmen. In mir steigt schon wieder diese leichte Panik auf wie in den letzten beiden Wettkämpfen. Als das Startsignal ertönt und ich los schwimme nehme ich gleich zweimal einen kräftigen Schluck Wasser und bekomme zwei Tritte in die Seite, und ich brauche sehr lange, um richtig in meinen Schwimmrhytmus zu finden. Fast die Hälfte der Strecke kämpfe ich mit Panik und damit die Orientierung zu finden. Aber die zweite Hälfte läuft super, ich kann sogar zwischendurch mal in den Kraulstil wechseln. Nach 21 Minuten steige ich aus der Spree zusammen mit sehr vielen anderen und es sind noch reichlich Leute hinter mir im Wasser. Trotz der Schwierigkeiten bin ich also gar nicht so schlecht unterwegs.

Der Weg zur Wechselzone ist ziemlich lang. Und dann brauche ich auch noch relativ lange, um Shirt und Radschuhe anzuziehen. Helm und Sonnenbrille auf, Startnummer um die Hüfte und rauf aufs Rad. Die Radstrecke hat lang gezogenen Graden und Windschattenfahren ist erlaubt. Alle sind mit hohem Tempo unterwegs. Ich bin sehr stolz auf meine 30 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit, aber die meisten sind noch deutlich schneller unterwegs, ich werde reichlich von anderen überholt. Trotzdem wird das am Ende des Tages meine beste Disziplin sein.

Auf der Radstrecke.

Der zweite Wechsel geht deutlich schneller. Nach etwa einem Kilometer laufen dann der Einbruch. Irgendwie fehlt mir die Energie. Ich muss kürzer treten. Aber das ist mir egal. Von den beiden Wettkämpfen im letzten Jahr weiß ich, wenn man erst mal auf der Laufstrecke ist, dann kommt man auch ins Ziel. Egal wie. Die Laufstrecke geht erst entlang der Radstrecke und dann durch einen Park mit angenehm viel Schatten. Unterwegs treffe ich auf Leute, die genauso kämpfen müssen wie ich. Die letzten 300 Meter stehen hunderte von Leuten am Rand und feuern die Zieleinläufer an. Eine Sambatruppe trommelt allen ordentlich ein. Ein toller Zieleinlauf!

Der Blick auf die Uhr sagt: Fast so schnell wie mein allererster Triathlon im letzten Jahr. Mit meinem ordentlichen Trainingsrückstand hätte ich das nicht erwartet.

Insgesamt ist dieser Triathlon besser gelaufen als ich dachte. Das beruhigt mich sehr. Auch wenn mein Trainingsplan definitiv nicht aufgegangen ist, so denke ich dennoch, dass es für Hamburg reichen wird. Vielleicht nicht mit der gewünschten Zeit, aber ins Ziel werde ich kommen.

Stille Nacht

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Auch in diesem Jahr gibt es Soldaten, die den Heilig Abend im Einsatzland fern von ihren Liebsten verbringen müssen. Ich selbst habe diese Erfahrung gottseidank bisher nur einmal machen müssen. Aber dieser Heilige Abend wird mir für immer in Erinnerung bleiben.

In dem großen Verpflegungszelt steht ein geschmückter Weihnachtsbaum. Schummeriges Licht und Kerzen sollen wenigstens für etwas besinnliche Stimmung sorgen. Als im August durch das Einsatzführungskommando in Deutschland abgefragt wurde, wie viele Weihnachtsbäume in diesem Jahr für das deutsche Einsatzkontingent in Kabul benötigt werden, hat das noch ein leichtes Schmunzeln bei mir ausgelöst. Der Termin für die Anforderung von Weihnachtskulturmaterial ist bestimmt in irgendeinem logistischen Konzept für den Einsatz festgeschrieben. Da bin ich sicher.
Fast Alle Soldaten, die in dieser Stunde nicht irgendwo im Missionsgeschehen eingebunden sind, sind hier versammelt. Von meinen knapp 70 Männern sind alle da bis auf zwei. Einer liegt krank im Bett, vom zweiten berichtet mir einer meiner Feldwebel, dass er sich abgemeldet hat, weil er sich ebenfalls krank fühlt.
Es gibt Hirschgulasch, Knödel und Rotkohl. Es gibt für jeden sogar ein Geschenk: Ein Taschenmesser mit integrierter LED-Taschenlampe. Die Begeisterung hält sich in Grenzen. Auch wenn es gar nicht mal so ungemütlich ist, ich kann jedem aus dem Gesicht lesen, dass er eigentlich jetzt lieber mit Zuhause telefonieren würde anstatt hier zu sitzen.

Nach dem Weihnachtsessen gehe ich auf dem Weg zu meiner Unterkunft noch an meinem Arbeitsplatz vorbei, weil ich dort das Ladekabel für mein Handy vermute. Ich stutze, denn die Tür ist offen. Dann stutze ich nochmal: Ganz allein mit einer Kerze vor sich sitzt er da mit Tränen im Gesicht. Also hat er sich nicht einfach nur abgemeldet weil er sich krank fühlt. Ich schließe die Tür und setze mich zu ihm. Eine ganze Weile schweigen wir uns an. Irgendwann bricht er sein Schweigen. Er erzählt wie er an einem Heilig Abend beide Zwillinge mit einem Schlag durch einen plötzlichen Kindstod verlor. Wie er panisch versuchte beide gleichzeitig wiederzubeleben, während seine Frau den Krankenwagen gerufen hat. Von dem Hoffen und Bangen als der Notarzt alles versuchte, und von dem Moment als klar war, dass alle Mühen umsonst waren. Von der Zeit danach, und dass seitdem Weihnachten nicht mehr wie Weihnachten ist.
In meiner Ausbildung habe ich zum Thema Menschenführung vieles darüber gelernt wie man solche Situationen handhaben soll. Doch jetzt in diesem Moment lässt sich nichts davon anwenden.

Mein Zeitgefühl ist völlig weg. Irgendwann trocknen seinen Tränen und wir erzählen uns lustige Geschichten und von unseren peinlichsten Weihnachtserlebnissen. Als wir aufstehen, um zu gehen, nimmt er mich in den Arm. „Danke fürs zuhören.“

Auf dem Weg zur Unterkunft begegne ich niemandem. Meine Gedanken kreisen. Mir wird klar wie viel Glück ich eigentlich bisher im Leben hatte. Der Himmel ist sternenklar, alles ist still. Stille Nacht.

Autogespräche

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A45. Nachts so gegen 2 Uhr. Wir fahren schon eine ganze Weile schweigend vor uns hin. Mein Kumpel fährt, ich döse etwas angetütert von der Party vor mich hin.
„Ich bin übrigens trockener Alkoholiker“, unterbricht er plötzlich die Stille. „Ich meine nur, vielleicht wunderst Du Dich, dass ich keinen Alkohol trinke. Bisher weiß eigentlich niemand von meiner Alki-Kariere. Aber ich finde Du solltest es wissen.“
Ich richte mich etwas auf, schaue ihn an.
„Nein. Hat mich nicht gewundert. Ich dachte Du magst einfach kein Bier.“
Was folgt ist ein langes Gespräch darüber, wie man in die Sucht gerät, wie man wieder raus kommt oder auch nicht und wie unsere Gesellschaft es eigentlich gar nicht so recht akzeptiert, wenn Menschen auf einer Party einfach Alkohol ablehnen, ja dass diese Menschen da teilweise regelrecht ausgegrenzt werden. Und ich erfahre Dinge, die ich nie von ihm auch nur im Geringsten vermutet hätte.
Es ist eine Unterhaltung aus der ich viel für mich mitnehme und lerne. Für meinen Kumpel ist es hingegen erleichternd, dass er mir das alles erzählt.

A40. Rückweg von einer Familienfeier. Sie unterbricht die Stille mit der Frage „Liebst Du mich eigentlich noch?“. Was folgt ist ein Gespräch, das schon längst fällig gewesen wäre und am Ende der Fahrt ist auch die Beziehung zu ende, trotzdem steige ich irgendwie erleichtert aus dem Auto.

A4. Eine Dienstreise nach Leipzig. Der Kamerad am Steuer stellt die Frage „Habt ihr Euch schon mal im Einsatz so richtig in die Hose geschissen?“ Er berichtet davon wie er das erste mal auf einer Patrouillenfahrt in Afghanistan beschossen wurde. Von seiner Angst das nicht zu überleben und seine Familie nie wieder zu sehen, und wie er seit seiner Rückkehr versucht damit klar zu kommen. Wir sitzen auf dieser langen Fahrt zu viert im Auto und jeder beginnt von seinen Angsterlebnissen aus dem Einsatz zu erzählen. Und eines steht fest: Das Gesprochene bleibt in dieser Fahrgastzelle. Für immer.

Als Kind war ich mal sehr trotzig und bin komplett ausgetickt. Meine Mutter wusste sich nicht mehr zu helfen und rief meinen Vater an. Mein Vater kam, packte mich ins Auto und fuhr mit mir auf einen Parkplatz zu dem Kiosk, wo er mir schon oft eine Wundertüte gekauft hatte. Diesmal gabs ein Eis. Und im Auto ein Gespräch über Wut, Zorn, Tränen und Dinge, die das Auslösen und alles was mich in diesem Moment so sehr bewegte. Denn als Scheidungskind fiel mir der ständige Wechsel in den recht unterschiedlichen Welten von meiner Mutter und meinem Vater nicht immer leicht. Als ich aus dem Auto wieder aussteige kann ich wieder lachen und kann zumindest für eine ganze Zeit meine Sorgen im Auto zurücklassen.

Es gibt viele Orte an denen man solche Gespräche führen kann. In Filmen wird uns immer vermittelt, dass diese Gespräche am Abend im Bett und im Schutz der Dunkelheit stattfinden. Das mag vielleicht so sein. Ich habe jedoch viele solcher Gespräche in einem Auto geführt. Es mag auf den ersten Blick komisch klingen, dass ausgerechnet ein Auto die passende Umgebung dafür ist. Je länger ich drüber nachdenke, scheint diese Umgebung jedoch geradezu optimal: Keiner der Anwesenden kann die Flucht ergreifen, zumindest nicht während das Auto rollt. Die Gefahr, dass unbeteiligte mithören ist mehr als gering. Der Fahrer hat einen guten Grund warum er dem oder der anderen nicht dabei in die Augen schauen muss. Wenn durch Tränen die Wimperntusche verschmiert gibt’s für die Beifahrerin direkt nen Spiegel, um das wieder in Ordnung zu bringen. Und wenn man sich am Ende nichts mehr zu sagen hat, kann man das Radio laut anmachen.

Autogespräche. Vielleicht auch eine Möglichkeit die Krisen in unserer Welt zu beseitigen. Wer weiß.

Shantychor

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Wochenende. Meine Kur hat zwei Tage Pause. Sankt Peter Ording ist am Anfang des Jahres eher ruhig. Doch die ersten Sonnenstrahlen in diesen Tagen haben einige Menschen in Richtung Strand gelockt. Das ist auch mein Ziel. Auf dem Weg zur Brücke, die zum Strand führt, liegt das Dünen-Hus. DER Veranstaltungsort für Kulturelles hier im Ort. Heute steht der örtliche Shantychor „Die Strandräuber“ auf dem Programm. Ich bin neugierig und ändere meinen Plan von Strand auf Kultur.

Die Zuschauerreihen sind dicht gefüllt. Ich nehme auf einer der äußeren Bänke vor der Außenbühne platz. Herrliches Wetter, nur etwas frischer Wind. Die Shantychorknaben haben sich in den vorderen Bankreihen versammelt. Durchweg Herren im Rentenalter. Weiße Hemden, schwarze Hosen, rote Halstücher, Seemannshüte. Einige rauchen Pfeife, andere genießen die Sonne, andere wiederum erzählen sich den neuesten Dorfschnack. Von Aufregung oder Lampenfieber keine Spur. Noch fünf Minuten bis zum Auftritt. Von rechts kommt jemand auf dem Fahrrad gemütlich angeradelt. Aus dem Pulk der Sänger ruft einer „Mensch Hein! Du? schon hier? Wir beginnen doch erst in fünf Minuten“, der bereits anwesende Teil vom Chor lacht lauthals und klopft sich auf die Schenkel. Hein macht ein Pokerface.

Plötzlich knattert von links ein Zweitakt-Dreirad vor die Bühne. Es wird von einem schnieken Typ um die 40 in Maßanzug gefahren, auf dem Beifahrersitz eine lächelnde Blondie mit einem Tablett Pinnchen und eine Flasche Korn in der Hand. Ich reime mir aus dem Gemurmel links und rechts von mir zusammen, dass es sich um den Besitzer des angrenzenden Spa Hotels handelt. „Ihr glaubt doch nicht, dass ihr anfangen könnt ohne, dass ich ne Runde Korn ausgegeben habe!“. Es scheint nicht zum ersten Mal so zu sein. Die Pinnchen werden gefüllt und verteilt. Dann heben alle das Glas, ein Ton wird angestimmt.
Das amtlich festgelegte Trinklied erschallt:

„Da wo man Koooorn trinkt, und ein Lieieieiedchen singt,
da isses schööööööhön auf der Welt!
Da wo man nach Hause kommt, und die Alte brommt,
da isses nich schööööhön auf der Welt!“

Dann Kopp im Nacken und weg mit dem Zeug! Der Anzugtyp und die Blondiene teilen den Rest aus der Flasche unter sich auf und knattern davon, während der Chor in einer Tür verschwindet und kurz darauf auf der Bühne erscheint. Der Chor etwas weiter hinten, vorne in der Mitte der Bambustrommeltrommler, rechts einer mit Akkordeon, links der Bassist.

Der Bassist ist ein Bassist wie er im Buche steht. Auch wenn es sich um einen Shantychor und nicht um eine Rockband handelt, der Bassist erfüllt jedes ihm zugedachte Klischee. Absolut ohne Mimik steht er stumpf und überwiegend bewegungslos in der Ecke und zupft seinen Bass. Seine Ähnlichkeit mit der Schauspielerin Brigitte Mira verblüfft mich. Brigitte Mira in männlich.

Der Akkordeonmann ist der Chef der Truppe. Er kündigt die einzelnen Lieder an und erzählt zwischendurch Anekdoten und Seemannsgarn. Ich muss ein paar mal herzlichst lachen. Fast jedes Lied hat an irgendeiner Stelle einen Solopart, der jeweils von einem anderen Chormitglied bestritten wird. Der Akkordeonmann stellt die Solisten vor dem Lied vor, und lässt es sich dabei nicht nehmen in charmanter, lustiger Art und in friesisch breiter Mundart eine körperliche oder charakterliche Eigenschaft des entsprechenden Solisten hervorzuheben. So z.B. bei Klaus:

„Sooo. Un das nääächste Lied, da kommt der Klaus nach vorn und singt een Solo. Nur damit sie sich nich wundern, der Klaus steht nich in einem Loch, der is wirklich so klein.“

Eine gute Stunde geht das so und es kommt gut an beim bunt gemischten Publikum. Ich stehe zwar nicht so sehr auf Shanty, aber die Anekdoten und die Stimmung tragen mich durch eine sehr amüsante Stunde. Die Typen sind einfach nur sympathisch und sie haben Spaß an dem was sie tun.

Anschließend setze ich meinen ursprünglichen Plan fort und mache einen ausgedehnten Spaziergang am Strand. Die Seeluft tut gut. Manch ein Shantyliedchen hat sich als Ohrwurm bei mir festgesetzt.
Ich atme tief ein und denke mir: Nicht nur da wo man Korn trinkt und ein Liedchen singt, isses schön auf der Welt. Sondern auch dort wo einem bei Sonnenschein die salzige Seeluft um die Nase weht.

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