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Von Angeln und Fischen keine Ahnung. Wahlheimat Ruhrgebiet. Von Beruf Landesverteidiger. Schwäche für Schokolade. Leidenschaftlicher Hobbykoch und noch leidenschaftlicherer Esser. Kann zaubern.

Zwitscherhighlights im November 2017

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Ups, I did it again!

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Jeder Triathlon ist anders. Das wird mir schon am Abend vor dem Wettkampf klar, als ich meine Startunterlagen abhole und mit dem Auto die Radstrecke abfahre. Im Gegensatz zu meinem ersten Triathlon geht es hier ganz schön bergauf.

Sehr früh und aufgeregt stehe ich auf einem Parkplatz am Möhnesee. Hier startet gleich der Triathlon, den ich eigentlich als meinen ersten machen wollte, der aber dann mein zweiter ist. Es ist relativ kühl und windig. Auch diesmal habe ich einen kleinen Fanclub dabei: Mein Vater und mein Bruder, samt Frauen und Kinder.

Zuerst starten die Teilnehmer der Olympischen Distanz. Der Wind hat stark zugenommen und der See sieht sehr wellig aus. Gute Schwimmer schaffen die 1500 Meter in etwa 20 Minuten. Nach 25 Minuten steigt der erste aus dem Wasser. Alle um mich herum munkeln, wie schlecht die Schwimmbedingungen bei diesem Wind sind. Das zeigt sich auch deutlich an den Schwimmzeiten. Für die Olympische Distanz gibt es eine Sperrzeit, in der man das Schwimmen abgeschlossen haben muss. Hier liegt diese bei 45 Minuten. Nach diesen 45 Minuten ist allerdings noch gut die Hälfte aller Athleten im Wasser. Daher sieht man aufgrund des Wetters von der Einhaltung der Sperrzeit ab. In mir steigt ein ungutes Gefühl auf. Der Start für meine Distanz wird nach hinten geschoben.

Dann geht es los für die Sprintdistanz. Ich stehe mit rund 250 Leuten am Ufer. Startsignal. Ich halte mich etwas zurück und lasse die Übermotivierten erstmal vorbei. Der Wellengang ist wirklich enorm. So richtig mit Technik schwimmen vergesse ich sofort, denn ich habe Mühe mich überhaupt über Wasser zu halten. Panik will ich das nicht nennen, aber mir wird schnell klar, dass das alles nicht gut ist. An der ersten Boje bin ich schon ziemlich erschöpft. Um mich herum rufen plötzlich mehrere Schwimmer um Hilfe. Kurz überlege ich auch mich aus dem Wasser fischen zu lassen. Der DLRG Mann steuert mit seinem Boot bereits auf mich zu, ich winke ab und gebe ihm zu verstehen: Ich will nicht aufgeben.

Ich fasse einen Entschluss: Du wirfst jetzt alle Schwimmtechnik über Bord und scheißt auf die Zielzeit! Ankommen ist jetzt angesagt!
Und so schwimme ich wie Omma Pasulke mit Blümchenbadekappe im Dortmunder Südbad in Richtung Strand, den Kopf stets über Wasser irgendwie durch die Wellen hindurch. Ich brauche 22 Minuten für 500 Meter (geplant hatte ich so um die 10!). Als einer der letzten steige ich aus dem Wasser. Enttäuschung kommt in mir auf. Aber egal, ich habs geschafft und torkle ziemlich entkräftet zu meinem Fahrrad in der Wechselzone.

Auf dem Fahrrad geht es gleich mit einer Steigung los. Nach diesem Disaster im Wasser japse ich nun auf dem Fahrrad im Schildkrötentempo den ersten Berg hoch. Bis auf ein paar von der Olympischen Distanz, die mich auf ihrer zweiten Runde überholen, bin ich relativ allein auf der Strecke. Die Strecke ist wunderschön, nach der ersten Bergabfahrt macht das ganze wieder richtig Spaß. Mit neuer Motivation trete ich in die Pedale, überhole sogar noch drei Mitstreiter. Auf der Hälfte sehe ich jemanden sein Fahrrad schieben. Ihm ist die Kette gerissen.
Bei der letzten Steigung nähert sich von Hinten ein Rennradfahrer. Er ist gute 20 Jahre älter als ich und kein Teilnehmer hier am Triathlon. Als er auf meiner Höhe ist, lächelt er mich an und sagt: „Du machst das super! Nur noch diese Steigung und dann hast Du es geschafft! Weiter so!“
Ich hebe meinen Daumen und japse so etwas wie „Danke!“ und trete nochmal ordentlich rein.

Zurück in der Wechselzone entdecke ich am Rand meinen Vater. „Junge! Wie isses? Haste noch Luft?“, ruft er mir zu. Für eine Antwort habe ich definitiv keine Luft. Meinen Blick deutet er jedenfalls richtig, und er stellt keine weiteren Fragen.

Die Laufstrecke schaffe ich sogar in meiner üblichen Zeit. Im Ziel werde ich von meinem Fanclub in Empfang genommen. Ich gönne mir ein alkoholfreies Bier um den Elektolyte-Haushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Ich bin völlig erledigt. Aber stolz. Ich habe deutlich länger gebraucht für diesen Triathlon als für meinen ersten. Das ist mir aber völlig egal. Denn ich habe das Ding zu Ende gebracht, auch wenn es nicht gerade optimal gelaufen ist. Es hat Spaß gemacht, auch wenn es nicht sehr vielversprechend begonnen hat. Der Weg ist das Ziel. Das ist es was Triathlon ausmacht. Nicht mehr und nicht weniger.

Als ich mich vom Möhnesee auf den Heimweg mache steht für mich fest:
2018 Olymische Distanz.

#wmdedgt 11/2017

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Was machst Du eigentlich den ganzen Tag? Das frage ich mich oft selbst. Deshalb folge ich gerne der Initiative von Frau Brüllen am 5. jeden Monats dem Tagebuchbloggen zu frönen.

10.10 Uhr:
Nach einer vom Schnupfen geplagten Nacht fällt das Aufstehen schwer. Zudem sorgt der Blick aus dem Fenster wettermäßig auch nicht für Motivation.

Der Blick aus dem Fenster sagt: Bleib liegen. Regen.

10.15 Uhr:
Nasendusche.

Mein bester Freund in der Erkältungszeit: Die Nasendusche.

10.30 Uhr:
Kaffee. Kein üppiges Sonntagsfrühstück heut. Denn gestern war ich zum Grillen eingeladen und heute ahne ich schon welche Völlerei mich zum Mittag erwartet.

11.12 Uhr:
Ich mache mich auf den Weg ins Sauerland. Mein Vater ist seit meiner neusten Lebenskrise sehr besorgt um mich. Ich muss ungeheuer abgemagert aussehen, weshalb er mich zum Schnitzelessen in die Heimat zitiert hat. Da kann ich nicht nein sagen.

12.00 Uhr:
Schnitzel mit Kohlrabi und Kartoffeln.

Lecker!

12.30 Uhr:
Meine acht Mägen sind schon voll bis zum Anschlag. Aber wenn man sein Gewicht halten will, muss man auch mal essen wenn man keinen Hunger hat. Also: Vanillepudding mit Schokosplittern und Sahne.

14.40 Uhr:
Die Schnitzelstarre legt sich etwas und mein Körper ist in der Lage wieder nach Hause ins Ruhrgebiet zu fahren. Damit ich auch gut über die Adventszeit komme, gibt es eine Kiste mit Weihnachtsgebäck mit auf den Weg. Und ein Hinweis: Wenn die Kiste leer ist soll ich bescheid sagen, es sind noch genug da. Daran habe ich nicht den leisesten Zweifel.

Kekse für schlechte Zeiten.

15.30 Uhr:
Hängematte. Schnitzel, Pudding und Kekse verdauen. Ein bisschen lesen.

Lazy Sunday

17.30 Uhr:
Ingwertee.

Ingerwertee soll ja gesund sein. Munkelt man.

18.30 Uhr:
Abendessen fällt aus.
Der Grund: Siehe 12.00 Uhr, 12.30 Uhr und 14:40 Uhr.

18:31 Uhr:
Mein Dienstherr legt wert auf eine einheitliche Bekleidung seiner Mitarbeiter. Deshalb packe ich schonmal alles für morgen früh zusammen.

Farbtupfenanzug.

Der Tag klingt aus mit dem Tatort.

Ein unaufregender Sonntag. Aber so sind mir Sonntage am liebsten.

Gute Nacht. 😉

Zwitscherhighlights im Oktober 2017

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https://twitter.com/froschdomse/status/923271721137901569

Seelenbeben

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Manchmal im Leben, da begegnen Dir Menschen, die verändern alles. Sie bringen Dein tiefes Fundament ins Wanken wie nie ein anderer zuvor. Sie reißen Deine Sicherungsseile aus den Ankern und alles was bisher war stellst Du auf einmal in Frage. Diese Menschen packen Dich an den Beinen, mit denen Du bisher fest im Leben gestanden hast und stellen Dich auf den Kopf. Das tut gut. Die neue Perspektive gefällt Dir und öffnet Dir Zugang zu völlig neuen Dingen. Deine Seele bebt.

Du lässt Dich darauf ein. Lässt das, was Dir bisher wichtig schien, hinter Dir. Du stellst fest, dass es andere Möglichkeiten gibt das Leben zu gestalten. Du siehst die Welt mit anderen Augen. Du lernst neu zu lieben. Du lernst wieder mit dem Herzen zu sehen. Dein Bauchgefühl verdrängt den längst in eine Richtung eingefahrenen Verstand. Du machst Dinge, die Du lange nicht mehr getan hast, wie zum Beispiel nackt in einem See schwimmen. Lachen fühlt sich eigenartig gut an. Du findest Dein inneres Gleichgewicht wieder, das Du schon längst verloren geglaubt hast.

Doch dann, ein blöder Tag, ein unüberlegtes Wort, ein Missverständnis … Und plötzlich Funkstille. Kontaktabbruch. Deine Briefe, Deine Mails, Deine Anrufe. Alles ohne irgendeine Reaktion. Du willst wissen warum. Du willst Dich entschuldigen, Missverständnisse beiseite räumen. Doch dazu bekommst Du keine Chance mehr.
Diese Ungewissheit, dieses „in der Luft hängen“, das zerreißt Dich innerlich. Doch Du kannst nichts daran ändern. Deine Seele bebt.

Stille.

Manchmal im Leben, da begegnen Dir Menschen, die sollen Dir etwas ganz bestimmtes beibringen:

Loslassen.

Zwitscherhighlights im September 2017

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Zwitscherhighlights im August 2017

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Autogespräche

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A45. Nachts so gegen 2 Uhr. Wir fahren schon eine ganze Weile schweigend vor uns hin. Mein Kumpel fährt, ich döse etwas angetütert von der Party vor mich hin.
„Ich bin übrigens trockener Alkoholiker“, unterbricht er plötzlich die Stille. „Ich meine nur, vielleicht wunderst Du Dich, dass ich keinen Alkohol trinke. Bisher weiß eigentlich niemand von meiner Alki-Kariere. Aber ich finde Du solltest es wissen.“
Ich richte mich etwas auf, schaue ihn an.
„Nein. Hat mich nicht gewundert. Ich dachte Du magst einfach kein Bier.“
Was folgt ist ein langes Gespräch darüber, wie man in die Sucht gerät, wie man wieder raus kommt oder auch nicht und wie unsere Gesellschaft es eigentlich gar nicht so recht akzeptiert, wenn Menschen auf einer Party einfach Alkohol ablehnen, ja dass diese Menschen da teilweise regelrecht ausgegrenzt werden. Und ich erfahre Dinge, die ich nie von ihm auch nur im Geringsten vermutet hätte.
Es ist eine Unterhaltung aus der ich viel für mich mitnehme und lerne. Für meinen Kumpel ist es hingegen erleichternd, dass er mir das alles erzählt.

A40. Rückweg von einer Familienfeier. Sie unterbricht die Stille mit der Frage „Liebst Du mich eigentlich noch?“. Was folgt ist ein Gespräch, das schon längst fällig gewesen wäre und am Ende der Fahrt ist auch die Beziehung zu ende, trotzdem steige ich irgendwie erleichtert aus dem Auto.

A4. Eine Dienstreise nach Leipzig. Der Kamerad am Steuer stellt die Frage „Habt ihr Euch schon mal im Einsatz so richtig in die Hose geschissen?“ Er berichtet davon wie er das erste mal auf einer Patrouillenfahrt in Afghanistan beschossen wurde. Von seiner Angst das nicht zu überleben und seine Familie nie wieder zu sehen, und wie er seit seiner Rückkehr versucht damit klar zu kommen. Wir sitzen auf dieser langen Fahrt zu viert im Auto und jeder beginnt von seinen Angsterlebnissen aus dem Einsatz zu erzählen. Und eines steht fest: Das Gesprochene bleibt in dieser Fahrgastzelle. Für immer.

Als Kind war ich mal sehr trotzig und bin komplett ausgetickt. Meine Mutter wusste sich nicht mehr zu helfen und rief meinen Vater an. Mein Vater kam, packte mich ins Auto und fuhr mit mir auf einen Parkplatz zu dem Kiosk, wo er mir schon oft eine Wundertüte gekauft hatte. Diesmal gabs ein Eis. Und im Auto ein Gespräch über Wut, Zorn, Tränen und Dinge, die das Auslösen und alles was mich in diesem Moment so sehr bewegte. Denn als Scheidungskind fiel mir der ständige Wechsel in den recht unterschiedlichen Welten von meiner Mutter und meinem Vater nicht immer leicht. Als ich aus dem Auto wieder aussteige kann ich wieder lachen und kann zumindest für eine ganze Zeit meine Sorgen im Auto zurücklassen.

Es gibt viele Orte an denen man solche Gespräche führen kann. In Filmen wird uns immer vermittelt, dass diese Gespräche am Abend im Bett und im Schutz der Dunkelheit stattfinden. Das mag vielleicht so sein. Ich habe jedoch viele solcher Gespräche in einem Auto geführt. Es mag auf den ersten Blick komisch klingen, dass ausgerechnet ein Auto die passende Umgebung dafür ist. Je länger ich drüber nachdenke, scheint diese Umgebung jedoch geradezu optimal: Keiner der Anwesenden kann die Flucht ergreifen, zumindest nicht während das Auto rollt. Die Gefahr, dass unbeteiligte mithören ist mehr als gering. Der Fahrer hat einen guten Grund warum er dem oder der anderen nicht dabei in die Augen schauen muss. Wenn durch Tränen die Wimperntusche verschmiert gibt’s für die Beifahrerin direkt nen Spiegel, um das wieder in Ordnung zu bringen. Und wenn man sich am Ende nichts mehr zu sagen hat, kann man das Radio laut anmachen.

Autogespräche. Vielleicht auch eine Möglichkeit die Krisen in unserer Welt zu beseitigen. Wer weiß.

Zwitscherhighlights im Juli 2017

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Hells Bells und mein erstes Mal

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Dortmund Phönixsee. Etwa gegen Zehn Uhr schiebe ich mein Fahrrad beim „Check In“ in die Wechselzone. Da bin ich nun. Vor nicht ganz einem Jahr habe ich den Entschluss gefasst einen Triathlon mitzumachen. Mir grummelt der Bauch. Zuhause habe ich gefühlt zehnmal auf dem Klo die Schleusen geöffnet. Aufregung. Meinen Platz mit der Nr. 281 finde ich schnell, ich scheine früh dran zu sein, links und rechts von mir sind die meisten Plätze noch frei. Laufschuhe, Shirt und ein Handtuch lege ich vor das Rad, Helm und Sonnenbrille auf den Lenker. Tja, und mehr gibt es irgendwie auch nicht zu tun. Mein Blick schweift über das Wasser, wo mit Regattabojen die 750m lange Schwimmstrecke abgesteckt ist. Sieht ganz schön weit aus. Im Schwimmbad auf den Bahnen sieht das irgendwie kürzer aus. Gänsehaut.
Die Staffel startet. Das bedeutet ich habe noch etwa eine Stunde. Die nutze ich für einen letzten Toilettengang. 15 Minuten vor dem Start gibt es eine Einweisung, die wichtigsten Dinge werden nochmal erörtert, davon bekomme ich so gut wie nichts mit. Alles rauscht irgendwie an mir vorbei, meine Knie sind weich wie Butter. Dann dürfen alle ins Wasser, einschwimmen und vor zum Startbereich. Das Wasser ist überraschend warm. Ich entdecke die Chefin unter den Zuschauern. Wir winken uns kurz zu. Noch zwei Minuten. Aus den Lautsprechern dröhnt Hells Bells von AC/DC. Ein unbeschreibliches Gefühl steigt in mir auf. Die letzten fünf Sekunden werden heruntergezählt.

Startsignal. Um mich herum klatschen Hände ins Wasser, ich komme mir vor wie in einem Whirlpool. Auch ich schwimme los. Ich spüre einen Tritt ins Bein, auf den ersten Zehn Metern schlucke ich jede Menge Wasser. Es schmeckt nach Alge. Mit dem hier hatte ich nicht wirklich gerechnet, auch wenn ich schon viel über den Wasserstart beim Triathlon gelesen habe. DAS hier war schlimmer. Es fällt mir schwer in meinen Rhythmus zu kommen, ständig werde ich angerempelt oder ich bekomme genau beim Einatmen einen Schwall Wasser ins Gesicht. Ständig schwimmen Leute zügig an mir vorbei. Wie viele machen hier eigentlich mit? Nach 100 Metern habe ich immer noch keinen richtigen Schwimmrhythmus gefunden. Ich überlege sogar das Handtuch zu schmeißen, weil ich mich irgendwie total überfordert fühle. Dann schaffe ich es irgendwie den Kopf auszuschalten, richte meinen Blick auf eine Boje und schwimme genau drauf zu. Ich werde immer noch von anderen Schwimmern überholt. Als ich um die Boje herumschwimme und im 90 Grad Winkel auf die nächste zusteuere, kann ich sehen, dass noch eine ganze Menge Schwimmer hinter mir sind. Das macht mir richtig Mut, und ich habe mich aklimatisiert, es gelingt mir sogar mit meiner 0815 Brustschwimmtechnik einen Kraulschwimmer zu überholen. Dann sehe ich schon den Ausstieg. Etliche Leute stehen da und klatschen und feuern an.
Der Ausstieg ist glitschig und ich habe Mühe meinen Kreislauf auf einen leichten Laufschritt in Richtung Wechselzone einzustellen. Dass das Schwimmen so fordernd wird hätte ich nicht gedacht. Ein kurzer Blick auf die Uhr: Knapp 18 Minuten. Wow! Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich liege in meiner geplanten Zeit! Völlig erstaunt darüber trabe ich zu meinem Fahrrad. Irre wieviele Leute hier stehen und uns anfeuern.

Go Flipper
Mein Fanclub hat keine Mühen gescheut!

Weil ich ganz schön aus der Puste bin, fällt es mir nicht gerade leicht Schuhe, Shirt und Helm anzuziehen. Aber ich bleibe gelassen. Gottseidank. Fahrrad schnappen und los. Am Ende der Wechselzone ist durch ein Tor die Stelle markiert an der man aufs Rad aufsteigen darf. Ich radel los. Es fängt an richtig Spaß zu machen. Die Radstrecke beginnt direkt mit einer Steigung, ich muss ganz schön treten, um halbwegs zügig da hoch zu kommen. Die Strecke kenne ich in- und auswendig. In den letzten Wochen habe ich hier bereits auch trainiert. Drei Runden gilt es jetzt für die knapp 20 Km zu bewältigen. Wieder werde ich überholt. Diesmal von schnittigen Typen auf Carbon-Thriathlon-Rädern. Ich bin in meiner ersten Runde, die vermutlich schon in ihrer letzten. Aber davon lasse ich mich nicht treiben. Mir gelingt es tatsächlich mein geplantes Tempo zu halten. Und dann überhole auch ich tatsächlich auch mal jemanden. Ein pummeliger Typ auf einem schwarzen Mountainbike. Ich überhole ihn sogar bergauf. Wir werden uns noch mehrmals sehen. Denn er überholt mich dann bergab, ich überhole ihn wieder bergauf. In der letzten Runde nicken wir uns gegenseitig anerkennend zu. So wie Jan Frodeno und Sebastian Kienle wenn sie sich unterwegs beim Ironman begegnen. Da bin ich mir sicher.
Das Radfahren macht irre viel Spaß. In Runde zwei regnet es wie aus kübeln. Aber irgendwie stört mich das nicht. Unterwegs auf der Strecke sind kaum Zuschauer, aber jedes mal wenn es an der Seepromenade vorbei geht stehen da hunderte von Leuten hinter den Absperrgittern und jubeln uns zu. Ein wirklich tolles Gefühl. Die letzte Runde ist hart, ich merke wie meine Beine langsam müde werden. Und ich frage mich wie das Laufen wohl wird. Mein zweiter Blick auf meine Uhr lässt mich erneut staunen: Ich liege auch beim Radfahren in meiner geplanten Zeit. Ich bin echt stolz.

Rad
Mit Rad unterwegs.

Kurz vor der Wechselzone muss ich vom Rad absteigen und das Rad etwa 120 Meter zu meinem Abstellplatz schieben. Den Wechsel von Rad auf Laufen habe ich oft trainiert und ich merke wie sich das gelohnt hat. Das komische Gefühl von „Radelbewegung“ in „Laufbewegung“ umwandeln habe ich schnell im Griff. Hinter den Ladenpassagen der Seepromenade geht es in Richtung Laufstrecke. Ich biege in die Laufstrecke auf der anderen Seeseite ein und sehe dort wieder hunderte von jubelnden Leuten inklusive meinem persönlichen Fanclub. Die Beine sind schwer und ich muss mich echt nochmal aufraffen. Fünf Kilometer. Zwei mal muss ich dafür diese Runde Laufen. Die erste Runde läuft super. In der zweiten Runde auf dem Weg zum Wendepunkt muss ich richtig beißen. Am Wendepunkt dann ruft mir einer der Streckenposten zu: „Letzte Runde! Auf gehts! Genieß den Zieleinlauf!“

Laufen
Leicht gequälter Blick beim Laufen.

Genießen ist leichter gesagt als getan. Die Beine sind echt schwer. Dann kommen die letzten 300 Meter, links und rechts jubeln mir wildfremde Leute zu. Ein Sprecher nennt meine Startnummer und meinen Namen, alle klatschen. Eine irre Motivation ist das. Überglücklich und mit stolz geschwellter Brust laufe ich durchs Ziel. Nicht als Erster. Aber auch nicht als Letzter. Die Zeitmessung sagt 01:43:56. Ich hatte eine Zeit von 01:45:00 geplant. Was will ich mehr?

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